Erste-Hilfe-Set fürs Auto: Gut muss nicht teuer sein

Taugliches Verbandsmaterial kann Leben retten und gehört in jedem Fahrzeug zur sicherheitsrelevanten Ausstattung

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Nach einem Autounfall mit Verletzten kann die Hilfe während der ersten Minuten entscheidend sein. Effektive Hilfe setzt jedoch voraus, dass brauchbares Verbandsmaterial an Bord ist. In Deutschland regelt das die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) im Paragraph 35h. Darauf achten auch die Prüfer bei der Kfz-Hauptuntersuchung und mit der DIN 13164 ist wiederum der Inhalt der Sets festgelegt. An welcher Stelle im Fahrzeug das Set jedoch unterzubringen ist, schreibt keine Norm vor. Ebenso wenig ist die äußere Form der Verpackung – also ob fester Kasten oder Tasche – entscheidend. Sie ist lediglich vor Staub, Feuchtigkeit sowie Kraft- und Schmierstoffen zu schützen.

Gibt es nun Unterschiede in der Qualität der Erste-Hilfe-Sets, trotz normierter Inhalte? Ja und zwar deutliche. Das zeigen die aktuellen Tests von der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung sowie dem ACE Auto Club Europa mit fachlicher Unterstützung eines Experten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Die Runde der Testkandidaten besteht aus zehn Sets in Kasten- und Taschenform zu Preisen zwischen fünf und 25 Euro, bezogen über den Einzelhandel oder das Internet. Bei der Qualität des Verbandsmaterials herrscht mehr oder weniger Übereinstimmung: alle sind zur Notversorgung geeignet. In Sachen Dichtheit sind Verbandskästen im Vorteil: Sie sind besser vor Umwelteinflüssen geschützt und stabiler als Verbandstaschen.

Doch auch unter den Verbandskästen variiert die Qualität. Insbesondere mit Blick auf Verschlüsse und Scharniere. Ähnliches gilt für die Beschichtungen und Reißverschlüsse der Sets in Taschenform.

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Unser Testsieger, der Kasten von Pearl, überzeugt unter anderem durch eine gute Abdichtung dank einer Doppelkante am Deckel, soliden Verschlussteilen und mit klar getrennten Verpackungssegmenten: Auf einen Blick ist steriles Verbandsmaterial inklusive Mindesthaltbarkeitsdatum ersichtlich und ebenso die unsterilen Komponenten, die sich je nach Zustand weiter verwenden lassen. Der Preis-Leistungs-Sieger im Test, ist das Set von Kalff. Dieses lobt der Experte des DRK unter anderem für die gut gestaltete Innenverpackung mit leicht zu erfassenden Symbolen. Gleichzeitig sitzt die Innenverpackung fest in der Außenhülle.

Weniger positiv fällt die Bewertung für die Holthaus-Tasche aus. Einzelteile liegen unübersichtlich in der Innenverpackung, die wiederum unzureichend gegen herausfallende Teile gesichert ist. Kritik vom DRK-Experten erntet auch die vermutlich durch Hitzeeinwirkung verursachte, deutlich verzogene Innenverpackung des Verbandskastens vom Typ „Tecar“, einem weiteren Holthaus-Produkt.

Fazit unseres Tests: Verbandskästen bieten in der Regel eine stabilere und gegen Staub und Flüssigkeiten dichtere Außenstruktur als Verbandtaschen. Verbandtaschen sind dafür kompakter und einfacher sowie flexibler im Auto zu verstauen. Mit Blick auf die großen Preisunterschiede der zehn geprüften Erste-Hilfe-Sets stellte sich heraus: Preiswert muss qualitativ nicht schlecht sein.

► Ratgeber:  So bleiben Erste-Hilfe-Sets funktionstüchtig

ACHTEN Sie bereits beim Kauf eines neuen Erste-Hilfe-Sets auf das Verfallsdatum, damit Sie keinen Ladenhüter erwerben. Die sterilen Bestandteile sollten mindestens noch vier Jahre haltbar sein.

KONTROLLIEREN Sie das Erste-Hilfe-Set im Auto regelmäßig, möglichst einmal im Jahr. Vorsicht: Das auf Kasten oder Tasche gedruckte Verfallsdatum kann von jenem direkt auf den Verpackungen der sterilen Bestandteile abweichen.

SINNVOLL ist ein gut sichtbarer Vermerk, an welcher Stelle sich das Set im Auto befindet – besonders wenn der Wagen von unterschiedlichen Personen genutzt wird.

ÜBERPRÜFEN Sie den Inhalt auf Vollständigkeit. Gleichen Sie ihn mit dem beiliegenden Inhaltsverzeichnis ab. Wurden Teile entnommen, sind diese zu ersetzen. Oft ist die Anschaffung eines komplett neuen Sets einfacher und günstiger, als der Ersatz einzelner Komponenten. Andererseits lässt sich beispielsweise die Schere je nach Zustand länger nutzen als abgelaufene sterile Teile.

SETS, die der DIN 13164 entsprechen, erfüllen nicht nur die deutschen Auflagen, sondern ebenso die Anforderungen der meisten europäischen Länder.

AUCH für ZWEIRADFAHRER empfiehlt es sich, eine Verbands-Apotheke mitzuführen – wenngleich hierfür in Deutschland keine Pflicht besteht. Dies gilt aber nicht unbedingt für das europäische Ausland, beispielsweise für Österreich.

► Ausführlicher Test-Bericht ACE LENKRAD: Produkttest – Erste-Hilfe-Kästen