FIVA entdeckt die politische Arbeit!

FIVA LogoBerlin-VDA Die Generalversammlung (GV) der FIVA fand am 30. Oktober in Ljubljana statt. An den beiden Tagen vor der GV tagten die unterschiedlichen Kommissionen. Die 59 Mitgliedsstaaten waren fast alle durch Delegierte vertreten bzw. hatten ihre Stimmrechte delegiert. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat ein Mandat in dem erweiterten Arbeitskreis Legislation und nahm in dieser Eigenschaft an dem Treffen teil. In der GV gab es eine Reihe von wichtigen Entscheidungen.

adacBei den anstehenden Wahlen ist herauszuheben, dass der Präsident Horst Brüning (S) für eine zweite Amtsperiode bestätigt wurde. Der langjährige Vizepräsident Technik Rainer Hindrischedt (DAVC) stellte sich nicht mehr für das Amt zur Verfügung. Als sein Nachfolger wurde der Vertreter der Region Nordamerika Mark Gessler gewählt. Auch der Vizepräsident Legislation Dr. Winfried Kallinger (AU) trat nicht mehr an. Als sein Nachfolger wurde Herr Tido Bresters (NL) gewählt. Als Director Trade & Skills wurde Tony Davies (UK) bestätigt.

Der Präsident Horst Brüning zog ein Resümee seiner bisherigen Amtzeit. Dabei hob er die bisher erreichten Ziele wie weltweite Präsenz und solide Finanzen hervor. Als Schwerpunkt für die kommenden Jahre möchte er vor allem erreichen, dass die Entscheidungen des Präsidiums schneller werden. Hierzu sei eine Überarbeitung der bisherigen Organisationsstruktur notwendig. Die GV erteilte ihm hierzu den Auftrag.

Eine professionell erarbeitete Mittelfrist-Strategie (bis zum Jahr 2015) wurde in ihren wesentlichen Grundzügen vorgestellt. Sie steht auf drei Säulen:

  • > Aufbau einer finanziellen Stabilität der FIVA, vor allem mit einer Stärkung der Einnahmesituation
  • > Erhöhung des Bekanntheitsgrads und der Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme
  • > Verbesserung der Effizienz der FIVA durch einen größeren Professionalisierungsgrad

Hierzu gibt es bereits verschiedene Maßnahmenpakete, die im Einzelnen mit den unterschiedlichen Ressorts detailliert werden sollen.

FIVADer Jahresbericht der „Trade and Skills“ Kommission deutete darauf hin, dass es bei der Umsetzung der gesetzten Ziele Probleme in den einzelnen Mitgliedsländern gibt. Langfristiges Ziel der Kommission ist es, die Voraussetzungen für die Versorgung von Oldtimern mit Teilen und handwerklichen Dienstleistungen sicherzustellen. Dazu soll in einem ersten Schritt in unterschiedlichen Märkten eruiert werden, welcher Bedarf für die Instandhaltung von Oldtimern erforderlich und welches Angebot im Markt vorhanden ist. Der für Deutschland zuständige ADAC hat hierzu den Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes eingebunden.

In der FIVA hat man erkannt, dass die Zukunft der historischen Fahrzeuge abhängig von einem Status als „Kulturgut“ ist. Analog zum internationalen Denkmalschutz, der in der Charta von Venedig manifestiert ist, wurde durch Mitglieder der FIVA ein erster Entwurf für eine Charta für den Schutz historischer Fahrzeuge ausgearbeitet. Diese wurde unter dem Namen „Charta of Turin“ den Mitgliedern der GV vorgestellt. In den nächsten Monaten soll die Einbringung von Änderungen ermöglicht werden, um anlässlich der nächsten GV diese Charta zu verabschieden. Diese Charta könnte dann Grundlage für alle weiteren politischen Tätigkeiten sein (z. B. Anerkennung bei der UNESCO).

Aus der Kommunikationsabteilung wurde berichtet, dass diverse Maßnahmen zur Verbesserung der internen Kommunikation (zwischen den einzelnen Mitgliedern bzw. zwischen den Kommissionen) eingeführt wurden. In 2010 wurde das Büro der FIVA in Brüssel eröffnet. Damit gibt es erstmalig einen dauerhaft besetzten Anlaufpunkt der FIVA, welches das Kommunizieren wesentlich erleichtern sollte.

Anlässlich der Präsentation der Aktivitäten in Nordamerika (313.000 Mitglieder mit ca. 600.000 historischen Fahrzeugen) berichtete der Delegierte, dass in den USA im Zusammenhang mit Umweltthemen eine Reihe von Gesetzen anstünden, die das historische Fahrzeug in eine Nischenposition drängten und ein künftiges problemloses Betreiben in Frage stellten. Die Entwicklung sei besonders aufgrund der Geschwindigkeit der Veränderungen besorgniserregend. Des Weiteren stellte der Delegierte ein sehr interessantes Projekt vor. Es überprüft die Möglichkeit, eine zentrale Datenbank für alle Publikationen zu historischen Fahrzeugen einzurichten (geschätzt ca. 14.000 Bücher sowie Zeitschriften und Handbücher). Ein Prototyp mit ca. 100 Büchern wird zurzeit entwickelt. Außerdem sollen aus der Library des National Motor Museums in Beaulieu alle Publikationen vor 1910 eingelesen werden. Auf dieser Basis sollen Erkenntnisse zur Durchführbarkeit eines solchen Mammutprojekts gewonnen werden.

Aus der Legislation Commission wurde als besonderes Highlight die Gründung eines Informationszirkels mit europäischen Parlamentariern hervorgehoben. Des Weiteren wurden die laufenden Aktivitäten hinsichtlich unterschiedlicher Gesetzgebungen und Initiativen aus der EU vorgestellt und die jeweiligen Standpunkte der FIVA hierzu. Diese stimmen weitestgehend mit den Meinungen des VDA überein.

Aus der Event Commission wurde ein Antrag zur Neuordnung der Gebühren für die FIVA A- und B-Events gestellt und von der GV verabschiedet. (Eine Liste mit den in 2011 geplanten Events ist beigefügt)

Bei den Anträgen der Mitglieder ist besonders der Vorschlag von Frankreich zu erwähnen, die eine klare Definition von Repliken bzw. deren Abgrenzung zu authentischen Fahrzeugen wünschen. Der Antrag löst kontroverse Diskussionen aus und wurde nicht endgültig beschieden.

Die Generalversammlung hat gezeigt, dass sich die FIVA seit der Amtsübernahme durch den Präsidenten Horst Brüning auf dem Weg zu einem professionellen Weltverband befindet. Die mit der neuen Strategie eingeschlagene Richtung wird zu einer weiteren Konsolidierung der Aktivitäten führen und dazu beitragen, dass sich die FIVA zu einer immer bedeutenderen Institution für ein erfolgreiches Lobbying hinsichtlich historischer Fahrzeuge entwickelt. Der VDA wird die FIVA hierbei so weit wie möglich unterstützen.

QUELLE: VDA