Zukunftsweisende „Stunde der Formel Vau“ in Spa Francorchamps
Wie könnte eine nachhaltige Zukunft des historischen Motorsports aussehen? Diese Frage stellt sich schon seit einiger Zeit die Historische Formel Vau Europa e.V. (HFVE). – allen voran die Projektgruppe „Vau wie Verantwortung“.
Wenn die Politik und auch die Automobilhersteller alles auf eine Karte – den Elektroantrieb – setzen, könnte dies in Zukunft das Aus für Oldtimer und historische Rennfahrzeuge bedeuten. Dabei gibt es durchaus Alternativen.
Bei der Highlight-Veranstaltung des Clubs in diesem Jahr, „Stunde der Formel Vau“, zeigte der Verein nun, wie so eine Alternative aussehen könnte. Ein großer Teil des Feldes fuhr dabei – dank eines Sponsorings des Seriensponsors Ravenol – mit einem eFuel aus dem Hause Nordoel. Damit setzte die HFVE ein deutliches Zeichen im historischen Motorsport. Die Herstellung des E-Fuel erfolgt mit entsalztem Meerwasser, welches mittels Elektrolyse durch erneuerbare Energien wie Photovoltaik-, Wind- und Wasserenergie gespalten wird. Der
daraus resultierende Wasserstoff wird mit aus der Umweltluft gefilterten Kohlenstoffdioxid durch das Fischer-Tropsch-Verfahren bzw. durch die CO₂ Hydrierung zu Methan angereichert.
Das Ergebnis ist nicht nur klimaneutral, sondern auch völlig unproblematisch im Einsatz. Denn E-Fuels besitzen exakt die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Kraftstoffe. Sie erfüllen die Norm EN ISO 228, die auch das Tankstellen-Benzin erreichen muss.
Die Historische Formel Vau Europa e.V. hatte schon im vergangenen Jahr in Zolder ein Pilotprojekt mit drei Fahrzeugen gestartet. Nach den positiven Ergebnissen wurde bei der „Stunde der Formel Vau“ 2023 in Spa Francorchamps der Test ausgeweitet, indem der Kraftstoff dem gesamten Feld angeboten wurde.
Für den historischen Motorsport bietet diese Lösung eine einmalige Möglichkeit, das automobilhistorisch bedeutsame Kulturgut auch in Zukunft weiterhin nachhaltig zu betreiben. Gleichzeitig gestartet wurde ein Forschungsprojekt, das – vom Ölsponsor Ravenol unterstützt – die Auswirkungen von synthetischem Kraftstoff auf historische Rennmotoren und im Besonderen auf die verwendeten Öle untersucht. Konkret werden zwei Fahrzeuge mit vergleichbaren Motoren vom selben Motorenbauer eingesetzt. Ein Fahrzeug wird mit herkömmlichen Tankstellenbenzin betrieben, das andere Fahrzeug mit E-Fuel. Nach jeder Veranstaltung wird eine Probe des Motorenöls genommen und in einem Fachlabor analysiert. Nach vier Veranstaltungen werden dann beide Motoren überholt und die Innereien des Motors fachlich begutachtet. Die Forschungsaktivitäten werden lückenlos dokumentiert und veröffentlicht.
Text: Frank Orthey, Thomas Cramer
Fotos: Martina Eder, Archiv HFVE