MBMC: Gleich ZWEIMAL – Kompressorwagen in klein

Mercedes-Benz 500K Roadster – Fahrgestellnummer 105351 – 1934

Anfang Juli brachte Ilario ein wunderschönes neues Modell des Mercedes-Benz 500K Roadster von 1934, im Maßstab 1:43, auf den Markt. Nach allem, was wir wissen, war der erste Besitzer des Wagens Viktor Tourjansky, ein ukrainischer Filmregisseur, der in den Ufa-Filmstudios in Potsdam-Babelsberg bei Berlin arbeitete. 1938 hatte Tourjansky’s Mercedes in der romantischen Komödie „Der Blaufuchs“ neben den Lieblingen der damaligen Filmbesucher, der schwedischen Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander, sowie den Schauspielern Willy Birgel und Paul Hörbiger, eine der Hauptrollen.

Dann kam der Zweite Weltkrieg, und der Verbleib des Autos in diesen Jahren ist unbekannt. Es hat vielleicht auf bessere Tage in einer Garage gewartet, jedenfalls war es am Ende des Krieges Teil dessen, was ein russischer Schriftsteller, Ivan Barantsev, als „… einen massiven Transfer von Fahrzeugen auf unser Territorium als Trophäen“ bezeichnete. Es wurde gemunkelt, ein General der Roten Armee benutzte den Roadster als Dienstwagen. Beweise dafür gibt es nicht.

Wer auch immer den Roadster damals bekommen hat, wir wissen es nicht. Er taucht erst Ende der 1960er Jahre im Estnischen Tartu wieder auf, und gehört einem baltischen Unternehmer deutscher Abstammung namens Brickel oder Brickell.

Dieser hatte den 500K im damaligen Leningrad (St. Petersburg) erworben. Zu der Zeit war das Auto, abhängig von der angebenden Quelle, entweder schwarz und silber (so jedenfalls behauptet Hemmings Motors – allerdings hatten die Hemmings-Leute den „Blaufuchs“- Regisseur auch als „Georg Plang“ angegeben, einen Namen, der nirgendwo zu finden war!), oder ein monochromes grau-blau lackiert.

Brickell macht sich daran, das Auto in Rot neu zu lackieren – mit schwarzen Kotflügeln, die seiner Meinung nach so eleganter aussehen. Außerdem schweißt er eine Anhängerkupplung an den Roadster, da es so wesentlich einfacher und bequemer ist, Brennholz auf einem Anhänger zu transportieren…

Dies ist der Zustand, in dem Yuri Telshevsky (Spitzname ‚Giovanni‘), ein Autorestaurator, 1967 den 500K entdeckt. Laut Ivan Barantsev kam Telshevsky alle sechs Monate nach Tartu und versuchte jedesmal ohne Erfolg, Brickell zum Verkauf des Roadsters zu überreden. Dann stimmt plötzlich – und völlig unerwartet – der „alte Mann“ zu, und der 500K wechselt den Besitzer. Das neu erworbene Auto gelangt sogar aus eigener Kraft von Tartu nach Riga.

Es folgt eine umfangreiche einjährige Restaurierung, bei der der 500K Roadster auch in ein leuchtendes Rot neu lackiert wurde. Eins fehlte allerdings für eine perfekte Restaurierung. Es erwies sich nämlich als unmöglich, die kleinen Radkappen mit dem Mercedes-Stern zu finden. Zumindest die Restaurierung der Sitze war jedoch noch pünktlich in letzter Minute am Abend vor der ersten Rigaer Oldtimer-Rallye und -Parade am 18. Juni 1975 abgeschlossen.

Und bei dieser ersten Ausfahrt des 500K erkennt Arthur Leshtin, ein Moskauer Geschäftsmann und „Oldtimer-Jäger“, das Auto, das er bereits schon mal gesehen hatte, als das Auto noch im Besitz von Bricknell in Tartu war, und auch dessen Wert.

Arthur Leshtin wollte den 500K nun unbedingt haben, und bot Telshevsky verschiedene Tauschoptionen an: einen seltenen Bentley 4,25 Liter mit Karosserie von Erdmann & Rossi, einen Alfa Romeo 6C2500, oder sogar einen Horch 930V Roadster. Nach langem hin- und her gab Yuri (“Giovanni“) Telshevsky schließlich nach, und willigt ein, „Mercedes 500K gegen BMW 327“ zu tauschen.

Zu dieser Zeit bereute ‚Giovanni‘ das Tauschgeschäft nicht, wie es Baranzew erzählt, weil er den 500K als „schwer wie einen LKW“ betrachtete, und stattdessen etwas „schnelles und leichteres zu handhaben“ suchte.
Doch ‚Giovanni‘ wurde endlich klar, was für einen Wagen er da verloren hatte, als er auf Postkarten mit Bildern aus dem Filmmaterial des „Blaufuchs“ stieß…

In der Zwischenzeit fuhr Arthur Leshtin den Mercedes Roadster nach Moskau, ließ den Roadster etwas auffrischen, rüstete ihn nach, und machte sich dann auf die Suche nach einem Käufer.

Und hier wird die Geschichte eher spannend: Eines Tages im August 1976 beschließt Leshtin, zu einem Automobilclub-Treffen zu fahren, und parkt den 500K in der abschliessbaren Garage seines Freundes Alexander Lomakov, Garage, die ein paar Häuserblocks vom Ort des Treffens entfernt liegt. Viel später am Abend, als er zurückkehrte, um seinen Wagen abzuholen, fand er die Schlösser aufgebrochen und das Auto verschwunden. Wer den Roadster gestohlen hatte, und was danach geschah, ist bis heute nicht klar. Auf jeden Fall zog Leshkin es vor, nicht zur Polizeistation zu gehen, um Anzeige zu erstatten, denn er selbst war eine etwas zwielichtige Person.Es werden ein paar Geschichten erzählt: die eine besagt, dass das Auto noch in der gleichen Nacht in die Baltischen Staaten transportiert, auf einen Dampfer aufgeladen, und sofort nach Israel verschifft wurde, dann aber zuerst in Rom, und dann in den USA auftauchte.

Die zweite Geschichte dessen, was passiert ist, behauptet nicht, die Wahrheit zu sein, aber es ist die realistischere und wahrscheinlichere Version. Sie wird auch von den Leuten bevorzugt, die ‚Giovanni‘ kannten. Hören wir noch einmal Ivan Barantsev zu: In Riga glaubte niemand an den Tausch eines Mercedes 500K Roadsters gegen einen BMW 327. Anonym sagte einer der Rigaer Antiquitätenhändler, Leshtin habe Telshevsky nicht einen, sondern zwei BMW versprochen, und noch 5000 Rubel zusätzlich. Telshevsky war so wütend, weder den zweiten BMW noch das Geld bekommen zu haben, dass er beschloss, sein Auto zurückzuholen, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Und so sagten Leute, die Telshevsky kannten, dass dieser nach Moskau gekommen war, und während Leshkin im Automobilclub saß, er in die Garage einbrach, ins Auto stieg und nach Riga raste. Mit Hilfe des Kompressors auf der geraden Autobahn konnte ‚Giovanni‘ Telshevsky bereits bei Tagesanbruch zu Hause in Riga gewesen sein.

Dann versteckte er den 500K, und erst in den „Perestroika“-Jahren konnte er das Auto loswerden, und es an den Restaurator Olgert Orleans (?) verkaufen. Mitte der achtziger Jahre reiste Leshkin jedoch nach Riga, um die Fahrzeugdokumente des Mercedes 500K zu übergeben, und eine Entschädigung zu erhalten.

Telshevsky erinnert sich mit Wehmut an seinen „Roten“ und an Leshkin. Er hat sich damit abgefunden, dass er heute nichts mehr hat, nur noch Erinnerungen, die er abends zu Papier bringt. „Ich hatte mehrere Kompressor-Mercedes, aber der rote, der war der beste“. Telshevsky ist zwar traurig, zieht es jedoch vor, nicht auf die Geschichte der Roadster-Entführung einzugehen: „Sehen Sie, mein Herr, das ist so lange her…“
Soviel zur „faszinierenden Geschichte des Verschwindens des Roadsters aus Moskau“ von Ivan Barantsev (in einer hier – ob Sie es glauben oder nicht – etwas zusammengefassten Form!): Als nächstes finden wir den Roadster in den Vereinigten Staaten. Allerdings noch nicht sofort… Es scheint, dass das Auto zuerst von einem namenlos gebliebenen französischen Kunsthändler gekauft, und dann an den britischen Kunsthändler, Oldtimerhändler, Restaurator und Autobuchautor Charles Howard aus Stroud, Gloucestershire, UK, weiterverkauft wurde. Von dort kam der Mercedes 500K Roadster dann anscheinend 1988 in die USA, und wurde von ‚Mike Fennel Restorations‘ in Santa Clarita, Kalifornien, restauriert. Es ist auch bei Mike Fennel, dass das Auto seine aktuelle Farbe erhielt.
Um 1991 war die Restaurierung abgeschlossen, und das Auto nimmt 1991 am Pebble Beach ‚Concours d’Élégance‘ teil. Im Laufe der Jahre erhielt es weiterhin eine Reihe von Auszeichnungen, unter anderem 1999 den 1. Preis beim CCCA (Classic Car Club of America) ‚Grand Classic‘; die Auszeichnung „Most Elegant Car“ beim Amelia Island Concours im Jahr 2000 (ein von Mercedes-Benz gesponserter Concours). Es folgten mehrere weitere Preise im Jahr 2002, und 2016 war der 500K Roadster wieder in Pebble Beach dabei. Ebenfalls 2016, beim Hershey ‚Concours d’Élégance‘, erhielt der Roadster den ‘Governor’s Cup” und die ‘Best in Show’ Auszeichnung.
Irgendwann war der 500K für einige Jahre im Besitz eines Dr. Charles Key aus Texas. Aus Privatschutzgründen war es mir unmöglich, mehr über diese Zeit herauszufinden.

In den 1990er Jahren war er jedenfalls im Besitz des ‚Blackhawk Car Museum‘ in Danville,Kalifornien. Im Jahr 2005 wurde der Roadster erneut auf der Blackhawk-Webseite für Autosammlungen aufgeführt, verschwand jedoch recht schnell wieder aus der Liste, wohl wegen Besitzerwechsel. Für wieviel unser 500K Roadster verkauft wurde, und wer der jetzige Besitzer ist, blieb vertraulich (Datenschutzgesetze). Angesichts der Geschichte und Zustands des 500K scheinen ein paar Millionen Dollar wohl nicht übertrieben, oder?

Quellennachweis: Hemmings Motors; Ufa – Universum Film Aktiengesellschaft; Murnau-Stiftung, DIF; Daimler AG; Mike Fennel Restorations; Ivan Barantsev (Russia).


Mercedes-Benz 680 Typ S – Fahrgestell-Nr. 35956 – Aufbau Barker, London – 1929

Von CMF, der „Marke der gehobenen Klasse“ von Model Car World, bekommen wir im Maßstab 1:43 ein auf 300 einzeln nummerierte Exemplare limitiertes Modell eines eher ungewöhnlichen und interessanten Mercedes-Benz, den 680 Typ S von 1929, mit der Fahrgestellnr. 35956, und Karosserie von Barker, London (UK). Der Wagen, gehörte einst Lord Howe, genauer gesagt Francis Richard Henry Penn Curzon, Fünfter Graf Howe, Flotillenadmiral der Royal Navy, Parlamentsmitglied und sehr erfolgreicher Rennfahrer (*). Das etwas ungewöhnliche Aussehen des 680S spiegelt seine persönlichen Rennfarben hellblau und silber wider (Farbgebung, die auch als ‚Curzon blau‘ bekannt ist.

Heute ist der Wagen im Besitz von Bruce R. McCaw aus Seattle (WA), und sein letzter öffentlicher Auftritt war 2017 beim Pebble Beach „Concours d’Élégance“, wo er die höchste Auszeichnung, den „Best of Show“-Preis erhielt. Der „Pebble Beach ‚Concours d’Élégance‘-Bericht“ aus dem Jahr 2017 liest sich so: „Die Konzeption des Autos war nicht besonders gut dokumentiert, und der Vorbesitzer des 680 S, Charles Bronson, brauchte fünf Jahre an Nachforschungen, um sich ein klares Bild zu machen. Im Jahr 2012 wurde der Wagen bereits einmal beim „Pebble Beach Concours“ gezeigt, jedoch in unrestaurierter Form und vollständig in weiss lackiert. Bald darauf wurde er von Bruce McCaw erworben, und die von Steve Babinsky (Steve Babinsky Automotive Restorations Inc. in Lebanon, N.J.) durchgeführte Restaurierung wurde ernsthaft in Angriff genommen. Die sportlichen Linien des Autos wurden durch die vielen polierten Aluminiumpaneele und Howes persönliches ‚Curzon Blue‘-Finish noch verstärkt. “

Das Modell kostet 99,95 € in Europa, und bei American Excellence in den USA 99,95 USD. US-Kunden, die online bestellen, zahlen 9,95 USD Versandkosten, mit Versand aus USA. Bestellungen, die online aus einem anderen Land, einschließlich aus Kanada und Mexiko eingehen, werden automatisch auf die deutsche Webseite von Model Car World weitergeleitet. Die Versandkosten betragen dann aber 34,95 €, mit Versand aus Deutschland, was im Falle der Nachbarländer Kanada und Mexiko doch etwas happig ist.

Da kommt die Frage auf: warum nicht direkt und billiger aus den USA an Kunden in diesen beiden Ländern versenden?

Immerhin wird das Modell mit EMS verschickt, und ist bereits nach 4 Tagen beim Empfänger. Zugegeben, mit all dem Chrom, der auch wie Chrom aussehen soll, ist die Umsetzung zwar nicht gerade einfach, dennoch: was die Qualität des Modells anbelangt, würde ich eine 1+ für die Modellauswahl, eine 3 für das Ergebnis, und ein 4- für die übermässige Menge an Verpackung geben. Besonders zu beanstanden ist die Umsetzung der Kühlermaske. Davon gibt es in dieser Preisklasse bei der Konkurrenz wesentlich besser ausgeführte, auch bei NEO.

Wenn NEO, Firma die Modell Car World gehört, es kann, warum dann nicht auch CMF?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass EMC, höchstwahrscheinlich auch Ilario, das Modell rundum etwas besser geschafft hätten … leider aber auch für wesentlich mehr Geld! Autocult hätte es sicherlich auch besser hinbekommen, und dabei nicht teuerer.

(*) Lord Howe, kurz Earl Howe genannt, war seinerzeit einer der wegen Ihren ausschweifenden Partys berühmt-berüchtigten „Bentley Boys“, eine Bande von 17 reichen, zum Teil adeligen Freunden mit besten Verbindungen, die auch Motorsport-Enthousiasten waren. Lord Howe war es auch, der bereits 1948 den ersten British Grand Prix in Silverstone organisierte.

[Über die „Bentley Boys“ und über einen weiteren berühmten Mercedes 680S, Fahrgestellnummer No.35918, der einem anderen „Bentley Boy“ gehörte, und sich heute im Besitz eines deutschen Sammlers befindet, kann im MBMC-Journal 4/2014 der Beitrag „Wie eine gesengte Sau“, auf den Seiten 22 bis 26 nachgelesen werden.]

Quellennachweis: Pebble Beach Concours d’ Élégance, CMF, various.