Ilario hat soeben ein hervorragend umgesetztes 1:43 Modell des Mercedes-Benz 540K Cabriolet A von 1936 (Aufbau Sindelfingen) mit der Fahrgestellnummer 154078 herausgebracht, in der Ausführung mit offenem Dach.
Die Farbkombination aus Schwarz und Hellgelb, mit braunem Innenraum, ist meiner Meinung nach sehr ansprechend! Farblich abgestimmte Koffer sind inklusive, und laden ein zu einer kleinen Reise in die Vergangenheit.
Ich will nicht so tun, als ob es anders wäre, aber diese INFO-Ausgabe, in der das Modell von Ilario vorgestellt wird, könnte genauso gut von Simon Kidston geschrieben worden sein (dem Sohn von Home Kidston, dessen Auto und einige seiner Eskapaden in Neuseeland ich im MBMC-Journal 4/2014 beschrieben habe: „Wie eine gesengte Sau“ – LINK ZUM ARTIKEL). In der Tat übernehme ich hier dreist seine Geschichte dieses 540K Cabriolet A, die er geschrieben hat, um für das Auto zu werben (das seine Firma zum Verkauf hatte), einschließlich seiner großartigen professionellen Farbfotos.
Mein Beitrag hier besteht einzig und allein darin, einige alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus Großbritannien
hinzuzufügen, eine aus dem Jahr 1936 und zwei weitere aus dem Jahr 1937, alle drei mit dem Auto mit dem
Kennzeichen EPK 402. Diese Bilder zeigen den Wagen in einer einfarbigen Lackierung, laut einer Notiz war es „maroon“, d.h. kastanienbraun. Ursprünglich soll er hellgrün lackiert gewesen sein. Auffallend an diesen Fotos ist, dass das serienmäßige kleine Heckfenster des 540er Verdecks, wie es auf dem Bild von 1936 zu sehen ist, auf den beiden in London aufgenommenen Bildern von 1937 drastisch vergrößert zu sehen ist, so dass es nun so groß wie bei heutigen Fahrzeugen erscheint.
Hier nun Simon Kidstons Text:
Diesem illustren Club [der 540K-Besitzer] schloss sich ein Herr Paine an. Sein 540K, Fahrgestellnummer 154078, wurde am 4. August 1936 von British Mercedes-Benz in London im Auftrag von Pa Motors Ltd in Epsom, Surrey, bestellt. Der fertige Wagen wurde am 7. Dezember 1936 in Sindelfingen angeliefert und per Bahn nach London transportiert, wo er am 12. Dezember 1936 eintraf.
Der britische Mercedes-Benz-Vertreter listet vier Karosserievarianten von Sindelfingen für den 540K auf. Der Special Roadster war ein Zweisitzer mit Notsitz unter einem Metalldeckel. Das Cabriolet A war die zweit sportlichste Ausführung, entweder mit einem dritten Sitz seitlich hinter den beiden Vordersitzen oder nur mit Gepäckraum, während die viersitzigen Cabriolets B und C dieses Thema weiterführten und innen immer geräumiger wurden. Von den drei Cabriolets trug nur das A sein Reserverad in einer Einbuchtung des schrägen Heckdecks. Bei späteren Versionen des A-Cabriolets wurde das Reserverad an die vorderen Kotflügel verlegt und die Windschutzscheibe erhöht, was zwar der Praktikabilität, nicht aber der Ästhetik zugute kam. Das frühe 540K Cabriolet A, wie dieses Auto, ist daher die Version, die man haben muss.
Nach Angaben des Marken- und Modellexperten Jan Melin sind die Stückzahlen der 540K-Fahrgestelle pro Karosseriestil im Werk Sindelfingen wie folgt:
Cabriolet A, 83 Fahrzeuge
Cabriolet B, 190 Fahrzeuge
Cabriolet C, 32 Fahrzeuge
Das Auto von Mr. Paine war ein Cabriolet A mit niedriger Windschutzscheibe und hinten angebrachtem Reserverad, lackiert in der hellgrünen Farbe „0209“, die durch ein hellgelbes Verdeck und mit Schweinsleder bezogene Sitze hervorgehoben wurde. Wie die meisten europäischen Luxusautos der Vorkriegszeit war auch dieses britische Fahrzeug Rechtslenker. Ein deutscher Experte gibt an, dass 30 Cabriolet As in diesem Stil gebaut wurden, von denen heute noch 12 erhalten sind.
Über die Herkunft von Herrn Paine, seinen Heimatort oder sogar seinen Vornamen ist wenig bekannt, aber aus den Aufzeichnungen des Transportarchivs des Kithead Trust geht hervor, dass der Wagen im Dezember 1937 von einem Besitzer in Warwickshire auf einen zweiten Besitzer in London überging.
Die Registrierung „EPK 402“ stammte jedoch aus Surrey, dem Sitz des Lieferanten Page Motors, was darauf hindeutet, dass es sich um das ursprüngliche Kennzeichen handeln könnte. Der Kithead Trust gibt außerdem an, dass der Wagen wahrscheinlich um 1960 zum letzten Mal im Vereinigten Königreich zugelassen wurde und dass er möglicherweise 1964 exportiert wurde, wahrscheinlich nach Frankreich. Zu irgendeinem Zeitpunkt scheint sich die Zulassung – möglicherweise durch einen Schreibfehler – in „EPX 202“ geändert zu haben.
Ein Foto dieses Wagens aus den 1950er Jahren, der in der Pont Street im eleganten Londoner Stadtteil Belgravia steht, ist in Band 2 des Buches Mercedes-Benz 8 von Jan Melin abgebildet.
Der nächste Besitzer war Jean-Paul La Fuge, der in der schicken Avenue Rapp in Paris wohnte, ein Kunde oder Finanzier des Oldtimer-Händlers Garage de l’Athénée. Von 1992 bis 2009 befand sich der Wagen im Besitz des bekannten Sammlers Eduard Bollmeyer aus Bünde, Deutschland. Im Jahr 2009 verkaufte er ihn an Eric van Lammeren aus München, von dem er 2015 an einen jungen Schweizer Enthusiasten überging.
Im Jahr 2015 wurde der Wagen einer detaillierten mechanischen Reparatur und einer liebevollen Restaurierung unterzogen, die über 50.000 Euro kostete. Zusätzlich wurden rund 40.000 Euro im Mercedes-Benz Classic Center aufgewendet.
Im Jahr 2016 führte Mercedes-Benz Classic ein Hersteller-Gutachten für das Fahrgestell 154078 durch. Die Schlussfolgerung dieser sehr gründlichen und vollständigen Untersuchung der Details des Fahrzeugs war, dass das Fahrzeug zwar eine andere Lackierung als im Neuzustand aufweist, aber korrekt und weitgehend nummerngleich ist. Im Einzelnen:
Das Fahrgestellschild ist korrekt
Fahrgestellstempel und Zusammensetzung sind durchweg korrekt
Motor mit korrekten Komponenten und Nummern
Karosserienummern alle korrekt
Hinterachse und Zahnstangenlenkung sind korrekt
Das Getriebe mit der internen Seriennummer 10/29/1284 und der Getriebenummer 45786 stammt von einem 540K aus der Serie W29 10 29 12 und wurde offensichtlich ersetzt.
Die Karosserie ist auch die originale Karosserie, die zuerst auf das Fahrgestell montiert wurde. Das gründliche technische Team analysierte sogar die Zusammensetzung des Stahls der Fahrgestellteile, was zu dem Schluss führte, dass es sich um das korrekte Metall handelt, das von Mercedes-Benz in den 1930er Jahren als Fahrgestellstahl für aufgeladene Autos verwendet wurde.
Das Auto wurde zuletzt im April 2019 versteigert, und befindet sich immer noch in einem hervorragenden Zustand, der für Touren oder Veranstaltungen genutzt werden kann. Als das Kidston-Team das Auto Ende 2020 für Filmaufnahmen fuhr [siehe den Film Get out of my way“ („Geh mir aus dem Weg“) auf YouTube / von S. Kidston in englischer Sprache gesprochen: https://www.youtube.com/watch?v=gWJhu0cshM8], stellte es fest, dass es tadellos funktionierte und der deutschen Technik jener Zeit alle Ehre machte.
Wenn man das Gaspedal betätigte, um den „Kompressor“ zu starten, löste das bei einer Generation, die noch nie zuvor einen aufgeladenen Vorkriegs-Mercedes erlebt hatte, gleichermaßen Lächeln und Staunen aus. Mit seiner schnittigen Cabriolet-A-Linie, dem eingebauten Gepäck, den hinten angebrachten Ersatzteilen und der nicht enden wollenden Motorhaube, die den leistungsstärksten Serien-Mercedes-Motor der Vorkriegszeit umschließt, sowie einem außergewöhnlichen Maß an Originalität und Authentizität ist dieser 540K ein schönes Beispiel für das Modell, das oft als der ultimative deutsche Sportwagen der 1930er Jahre angesehen wird.
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