Der Mercedes-Benz 770 (W150) Aufbau Sodomka
Ursprünglich wurde der Mercedes in der Tschechoslowakei als Kriegsbeute zurückgelassen, doch er wurde schnell wieder in Dienst gestellt. Am 1. Mai 1948, während der großen Militärparade, fuhr der damalige Verteidigungsminister (und spätere erste kommunistische Präsident) Klement Gottwald in guter kommunistischer
Tradition in seinem Mercedes 770 stehend und salutierend an der Front der aufgereihten Soldaten entlang.
In der Zeit von 1950 bis 56 war General Čepička Verteidigungsminister. Dem Historiker Karel Kaplan zufolge wurde Čepička von Joseph Stalin persönlich beauftragt, die tschechoslowakische Armee zu verstärken und auf den Einmarsch in westeuropäische Gebiete vorzubereiten. Möglicherweise bereitete er sich auf eine Invasion in Westeuropa vor, doch wie so oft bei Tyrannen, liebte er das gute Leben, das die Macht mit sich bringt.
Tatsächlich waren alle Spuren des Mercedes-Sterns, sei es auf der Motorhaube, auf den Radabdeckungen oder auf dem Armaturenbrett, sorgfältig entfernt worden. Auf den Instrumenten waren sogar die Mercedes-Sterne durch filigrane fünfzackige Sterne ersetzt worden.
Als nächstes sehen wir den neu umgebauten Wagen bei der Militärparade am 1. Mai 1952, mit einem roten Stern in der Mitte des Kühlergrills.
Der Mercedes-Paradewagen setzte jedoch seine Karriere fort, und wurde als Staatswagen für besuchende Präsidenten, Würdenträger, und internationale Machthaber eingesetzt, unter anderem auch Nikita Chrustschow 1964.
Heute ist der Mercedes 770 (W150) mit Aufbau von Sodomka im Nationalen Technischen Museum in Prag zu sehen, direkt unter der Nase eines tschechischen Jettrainers vom Typ Aero L39…
Kleiner Nachtrag: Obwohl der Mercedes 770 mit Sodomka Aufbau manchmal als der präsidiale Staatswagen von Klement Gottwald bezeichnet wird, war Gottwald’s offizieller Wagen ein Škoda VOS.
Für den technisch interessierten Leser sei erwähnt, dass das Fahrgestell von AZNP (Škoda), der Aufbau vom ab 1950 verstaatlichtem Sodomka, nun “Karosa“ genanntem Karosseriewerk, der Motor (6 Zyl, Typ N4TA) von den Praga-Werken, und das Interieur von Tatra stammte. Das Ganze wurde von Škoda im Werk Mlada Boleslav zusammengebaut. VOS steht übrigens für: „Vládní Obrněný Speciál“, bzw:“Regierung-Gepanzert-Spezial“. Besagter Wagen steht heute im ŠkodaMuseum in Mlada Boleslav.
In der Nähe (in Vratislavice) befindet sich ebenfalls das Ferdinand Porsche Geburtshaus.