Mit dem 560SL nach Portugal – Teil 3

Nach dem Artikel “Mit dem 560SL nach Portugal – Teil 1” und Teil 2 geht es, nach einer Pause, mit dem 3.  und letzten Teil weiter:

Wunderschönes Extremadura bei 37 Grad

Rund 4.000 km haben unsere beiden 560SL und die Besatzung mittlerweile locker und entspannt hinter sich gebracht und heute Morgen ging es bei angenehmen 20 Grad früh los und gleich hinter Merida aufs Land die EX102 durch die Extremadura. Im Zuge der Reconquista (Beendigung der maurischen Herrschaft) nahm im Jahr 1230 König Alfons IX. von León diese Region für Spanien in Besitz. Ein Großteil der Konquistadoren der Neuen Welt wie Hernán Cortés oder Francisco Pizarro stammten aus der Extremadura-Provinz (insbesondere aus Trujillo und Jerez de los Caballeros), die die neue Welt für das christliche Spanien in Besitz nehmen wollten.  

Es ist eine sehr karge aber spannende Landschaft, die für uns Mitteleuropäer einfach nur schön und besonders aussieht, auch wenn die Temperaturen ganz schnell die 37 Grad erreichten und uns bei offenem Verdeck zu schaffen machten. Die Klimaanlagen taten nicht das was sie sollten und zwischendurch heizten sie uns ordentlich ein. Viel trinken und entsprechende Pausen inkl. Weinverköstigung (mit Weinkauf) stand also an. 

Als besondererAnlaufpunkt stand Trujillo an, das wir schon auf unserer Motorradtour vor 4 Jahren besuchten. Insgesamt stammen 56 namentlich bekannte Konquistadoren, die bei der Eroberung und Entdeckung von Mittel- und Südamerika eine Rolle spielten, aus Trujillo – sie gilt daher als deren Wiege.

Es ist eine der malerischten Plätze Spaniens, zum Teil von Arkaden umzogen und ein wunderschöner Platz zum Verweilen. Hier lernten wir „spanisch parken“. Der Parkwächter sagt: hier nicht parken! Die Spanier tun es trotzdem, wir haben uns daneben gestellt  und es hat am Ende keinen gestört! Wir haben es nicht versäumt in die Oberstadt zu steigen und den Blick über die Mauerreste der arabischen Burg aus dem 11.Jahrhundert hinweg in die Weite der Landschaft zu genießen.

Weiter ging es zur Sierra de Gua de Lupe – ein sich der flachen Landschaft anschließendes Mittelgebirge, landschaftlich sehr schön und wir konnten plötzlich viele Geier in der Luft beobachten, die sich wohl über entsprechendes Aas hermachten – so lange sie uns nicht im Auge hatten war alles ok und wir konnten diese graziösen Flieger bewundern. 

Über die MC401 ging es durch die Castilla la Mancha Richtung Toledo, wo auch unser heutiges Hotel mit tollem Blick auf die Stadt steht .

Morgen gehts früh los, denn es soll noch heißer als heute werden und wir wollen die niedrigeren Temperaturen des Morgens nutzen.

Wir sind die Tour auch mit unseren Harley’s gefahren und hatten das „Glück“, dass  die Temperaturen noch höher waren – um die 45 Grad, wir wußten also was auf uns zukommt.

La Mancha und Aragon plus 560SL „Werbeaufnahmen“

Heute ging es zu unserem letzten ganzen Tag auf der iberischen Halbinsel und so starteten wir von Toledo nach Saragossa. Madrid haben wir bewußt ausgelassen, weil wir die Stadt mittlerweile sehr gut kennen und ein Stopp hier zuviel Zeit in Anspruch genommen hätte. Madrid sollte man sich als Stadturlaub extra antun, aber nicht mal auf die Schnelle! Also war das erste Ziel heute einigermaßen staufrei auf den Autobahnen um Madrid herum zu kommen, was uns ganz gut aufgrund unserer Ortskenntnisse gelang und so erreichten wir dann auch unmittelbar hinter dieser riesigen Stadt wieder die angestrebten Landstrassen.

Unser erster Haltepunkt war das kleine aber feine Städtchen Hita, das sehr liebevoll restauriert wurde und zu einem Halt einlud. Danach ging es durch die Hochebene Kastilien – La Mancha. Eine sehr einsame und wunderschön anzusehende Ebene auf rund 1200m – Ruhe pur und ein fantastisches Licht. So haben wir uns auch die Zeit genommen und diese schönen SL Aufnahmen in dieser kurvenreichen Gegend gemacht. 

Nach einigen Stunden der „Einsamkeit“ ging es dann ins Königreich Aragon mit seiner Hauptstadt Saragossa, die wir am Abend besuchten. Saragossa ist immer einen Abstecher wert und am nördlichen Ende der Altstadt finden wir das Wahrzeichen der Stadt, die Basílica del Pilar. Sie ist das größte barocke Bauwerk Spaniens, das zu Ehren der Jungfrau Maria erbaut wurde und in ihr steht ein Pfeiler (span. el pilar), auf dem die Jungfrau Maria dem Apostel Jakobus erschienen sein soll. Vor dem Bauwerk liegt die beeindruckende Plaza del Pilar und hier finden wir dann auch die fünfschiffige spätgotische Catedral de la Seo, die älteste Kirche Saragossas. Eine sehr schöne Stadt und aufgrund der Expo in 2008 auch geprägt mit einer tollen Mischung aus alt und modern.

Unser Saragossa Erlebnis waren zwei Busfahrten: die beiden Busse wurden jeweils von Damen gefahren und die Mädels haben uns mal gezeigt, wie man einen großen Bus mit Höchstgeschwindigkeit durch eine enge Stadt bewegt, um dann am Ende bei Regen auch noch einen kleinen Powerslide in der Kurve hinzulegen – Respekt, muss man aber nicht oft haben, war aber eine kleine Abwechslung bevor es am nächsten Tag raus aus Spanien über die Pyrenäen nach Toulouse ging.

 

 

Nationalpark Ordesa y Monte Perdido – über die Pyrenäen nach Toulouse

Von Sarragossa aus ging es entspannt Richtung Toulouse über die Pyrenäen. Erst mal zur alten Königsstadt Huesca –  sehr überschaubar  – und dort haben wir unsere Pläne ein wenig umgeschmissen und eine neue Route gefunden – wir fahren nicht direkt, sondern durch Ordesa y Monte Perdido, ein Nationalpark in den spanischen Pyrenäen in der Provinz Huesca.

Eine super Entscheidung, denn wir sind durch eine wunderschöne Landschaft (bis auf 1900m Höhe) gefahren, die sich hinter jeder Kurve veränderte – sehr empfehlenswert zum nachfahren:   Huesca – Barbastro – El Grado – Abizanda – Bielsa – Tramezaigues – Sarrancolin.

Die Berge runter ging es dann auf der französischen Seite, nicht weniger schön, aber schnell waren wir wieder im Flachland und dann folgten weniger spannende Kilometer auf der Landstraße zum Hotel nach Toulouse.

 Durch Frankreich

Wir kommen dem Ende unserer Tour näher und es ist der vorletzte unserer gemeinsamen Tage auf unserer Tour durch Frankreich, Spanien, Portugal, Spanien  und es stand nur noch auf der Heimweg durch Frankreich an. Am Morgen waren wir schnell aus Toulouse raus, erreichten Albi und nach Rodez ging es auf die kleinen Landstraßen über Espalion und Estaing, durch deren wunderbare Schlucht (Gorges du Lot) und tollen kleinen Straßen immer direkt am Fluß „Lot“ entlang.

Den Fluss mussten wir dann irgendwann verlassen und es ging über Aurillac, Mauriac, Condant und Puy de Sancy in den Parc des Volcans d’Auvergne, der mit seiner Vielfalt umd seinen schönen Vulkanen beeindruckte. Der Vulkanpark war ein besonderer Wunsch von Eli und Rolf, die sich diese Strecke ausdachten und unbedingt diese beeindruckende schöne Landschaft durchfahren wollten ….. es hat sich gelohnt und wir können es nur empfehlen!

Dieser Tag hat eine lange Fahrt durch kleine und kleinste Straßen nach sich  gezogen und am Ende haben wir mehr als 9 Stunden für rund 470 km gebraucht – schön wars.

Den Abend haben wir dann in Chatel – Guyon  in der Nähe von Clermont Ferrand in einem kleinen liebevoll restaurierten Hotel verbracht und unseren letzten gemeinsamen Abend bei gutem Wein und Essen ausklingen lassen!

Alle wieder zu Hause

Nach einem langen Ritt von 950 km zurück über die Autobahn von Clermond Ferrant in den Raum Stuttgart und Nordhessen sind wir am Abend alle gesund wieder zu Hause angekommen – nach 5 Waschmaschinen, einer intensiven Autowäsche innen und außen war unsere Portugaltour dann beendet. 

18 Tage und über 6.400 km waren mit unseren alten SL unterwegs, sie haben sich – wie die Besatzung – wacker geschlagen, sind nicht liegen geblieben, hatten keine Macken die wir nicht schon kannten und beide haben vor allem in Lissabon (wie aber auch auf der gesamten Strecke) den Menschen ein Lächeln ins Gesicht gemalt wenn sie unsere 560er sahen und stets ging der Daumen nach oben.

Vorbereitungen

Unsere abgesprochenen Vorbereitungen haben sich ausgezahlt, beginnend vom  Navi Kartenupdate (absolut erforderlich) über den (sowieso anstehenden) Wechsel der Flüssigkeiten, Scheibenwischer bis zur Verstärkung der Schaumstoffe in den Sitzen (bei mir in Eigenregie), um die langen Tagesetappen auf zum Teil sehr einfachen Straßen auch körperlich gut zu überstehen. In den Kofferraum des 107`s gehen vier Kabinengepäck-Koffer und weiteres leichtes Gepäck. Hinter den Sitzen ist auch noch genug Stauraum und ich hatte ein 12V Kühltruhe dabei, die immer mit Getränken, regionalem Käse, Wurst und Butter gefüllt war, denn wir liebten es an den schönsten Ecken zu picknicken.  

Verbräuche

Die SL liefen gut, zuverlässig, hatten beide keinerlei Ölverbrauch und haben auch lange 10% Steigungen super überstanden, wenn auch Rolfs Weißer in den Pyrenäen plötzlich ein wenig Wasser brauchte. Wir sind bis auf die An- und Abfahrt bis/ aus Frankreich nur kleinste Landstraßen völlig entspannt gefahren, mit dem Schwerpunkt bei offenem Verdeck die Landschaft zu erkunden. Auf Landstraßen lag der Schnitt teilweise unter 50 km/h und auf den langen Autobahnetappen mit beiden Autos haben wir uns zwischen 120 und 140 km/h eingependelt, bei Verbräuchen zwischen 13 und 15 Liter. Die letzten 500 km mit unserem Roten allein auf Tour haben wir es zwischen 160 und 190 km/h auf freien deutschen Autobahnen fliegen lassen – wir wollten bei größter Hitze einfach nur heim!

Bei meinem US Model lag der Durchschnittsverbrauch über die gesamte Strecke auf dem Land bei 11,5 Liter. Rolf’s weißes japanisches Model benötigte immer 1 Liter mehr, hatte aber Probleme mit dem spanischen Sprit. Nur hier kletterte der Durchschnittsverbrauch bei ihm auf 17 Liter, zum Teil 6 Liter mehr als bei mir. Wir beide fahren ohne den serienmäßigen Widerstand zur Zündverstellung und der hat es bei ihm dann ausgemacht – seinen wieder eingebaut und der Verbrauch pendelte sich wieder auf normal ein. Meinem roten US Dampfer ist es auch ohne Widerstand der Zündverstellung völlig wurscht ist aus welchem Land sein Sprit kommt, keinerlei Änderung.  

Alles hat gehalten, Rolf hat seinen Kühler ausgetauscht, beide haben wir uns um die Klimaanlagen gekümmert und meine verlorene Schraube am Wasserbehälter ist schon wieder ersetzt.

Mehr Bilder zur Tour hier: https://560slblog.wordpress.com/blog/

Resümee 

Wir, Eli, Susanne, Rolf und ich, haben einfach nur Spaß auf dieser gemeinsamen Tour gehabt, die wir wie folgt geplant haben:
– bis/ von spanische Grenze Eli und Rolf

– Spanien und Portugal Susanne und ich

Die Tour haben wir auf TomTom und Garmin Geräten laufen lassen und vorab gebucht, um unser Tagesziel im Auge zu behalten.

Wir können nur empfehlen mit euren alten Schätzchen auch auf längere Tour zu gehen, sie wollen gefahren werden und wir bewegen den SL um die 10. -12.000 km im Jahr.

Die nächste gemeinsame Tour (außerhalb unserer gemeinsamen Harleytouren) wurde auch schon gedanklich – dieses Mal von Eli und Rolf) geplant und haben sie auch umgesetzt – ins Allgäu und in die Alpen!