Neues von MATRIX: 500K „DHC“, 680S Tourer & 630 Sport Cabriolet

Matrix kündigt für Juli die Erscheinung von zwei neuen Mercedes-Modellen im Maßstab 1:43 an, und wird zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr noch ein weiteres interessantes Mercedes-Benz Modell herausbringen. Eins der beiden für Juli angekündigten Modelle ist der Mercedes-Benz 500K DHC von 1935 (DHC: eine Bezeichnung, die fast ausschließlich in Großbritannien verwendet wurde, und die ein Cabriolet mit dreifach verstellbarem Verdeck bezeichnet.)

Die Karosserie wurde vom bekannten britischen Karosseriebauer Corsica hergestellt.

Die Geschichte dieses Wagens, Kommissions-Nr. 20735, geht auf das Jahr 1935 zurück, als der neue Wagen von Sir Max Aitken gekauft wurde und das Kennzeichen BXN 134 erhielt. Angeblich befand sich dann das Auto 1938 im Besitz des deutschen Botschafters in Großbritannien, der von Christies als „Herr Schulz“ bezeichnet wird. Tatsächlich war der deutsche Botschafter am Hofe von St. James im Jahr 1938 ein Herbert von Dirksen, Nachfolger in dieser Stellung eines gewissen Herrn Joachim von Ribbentrop, dem ebenfalls der Besitz aller möglichen Mercedes-Benz Automobile angedichtet wurde….

Christies hat diesen Mercedes-fahrenden Botschafter Schulz wahrscheinlich nur aus purer Schwindelei erfunden, um bei der Auktion einen besseren Preis für dieses Auto zu erzielen – eine Vorgehensweise, die bei Auktionatoren leider nicht unbekannt ist. Vielleicht erinnerten sich die Leute von Christies an „Private Schulz“, die Hauptfigur einer BBC-Komödien-Serie aus dem Jahr 1981, und beförderten ihn vom „Schütze Schulz“ zu „Botschafter Schulz“. Vielleicht kann man auch das als englischen Humor bezeichnen!!!

Das Auto ging dann im Jahr 1939 in die USA und wurde Teil der Sammlung von D. Cameron Peck aus Chicago, einem frühen Sammler von Klassikern. Später kam das Auto in den Besitz mehrerer Sammler. Der Motor des Autos wurde 1959 von einem Mercedes-Benz-Händler mit Sitz in Philadelphia rundum erneuert. Ein neues Verdeck wurde 1968 installiert, und 1969 wurde das Auto komplett restauriert. 1993 wurde der 500K erneut restauriert, bevor er 1995 beim Meadow Brook Concours d’Ėlégance ausgestellt wurde.

Kurz darauf stellte der Besitzer das Auto dem bekannten Auburn-Cord-Duesenberg Museum in Auburn, Indiana (USA) zur langfristiger Ausstellung zur Verfügung. Der Eigentumsstatus und der heutige Aufenthaltsort – im Jahr 2019 – sind (zumindest mir) nicht bekannt.


Ebenfalls soll bei Matrix im Juli das 1:43 Modell des Mercedes-Benz 680 S Tourenwagens, Baujahr 1927 (Fahrgestell-Nr. 35255, Motor Nr. 60516) erscheinen.Dieser besondere Mercedes-Benz mit der Fahrgestellnummer 35255 fing als Rennsport-Werkswagen an und auf der Olympia Motor Show in London am 1. Dezember 1927 ausgestellt. Nachdem er als Ausstellungswagen seinen Dienst getan hatte, wurde er als Rennsport-Werkswagen und Vorführfahrzeug eingesetzt und zwischen 1927 und 1932 vom Werksrennfahrer Adolf Rosenberger gefahren. Das Auto wurde von der Fabrik bis zum Verkauf im April 1932 an einen Herrn Franz Schaumeier in Nizza, Frankreich, nach und nach verändert und weiter aktualisiert.

Von 1932 an verblieb der 680S „Nr.35255“ an der französischen Riviera, bis er 1969 in erbärmlichem Zustand von einem der führenden europäischen Oldtimer-Spezialisten, A. F. Looyens aus Amsterdam, entdeckt wurde.
In den 1970er Jahren verkaufte Herr Looyens das Fahrgestell in die USA, und die Überbleibsel des Wagens an die Herren Dr. Horst Miller in Stuttgart und den inzwischen verstorbenen Peter Scharwächter, der in den 1990er Jahren damit begann, für Dr. Miller ein neues Fahrgestell zu bauen.

Das Projekt wurde, nach dem Tod von Herrn Scharwächter, 2003 von Dr. Miller an den niederländischen Investor Rupert Blijlevens verkauft. Später verkaufte Rupert Blijlevens das Restaurierungsprojekt an die Herren J.H.Proffit und J.A. (Tony) Paalman, Letzterer besaß bereits das Chassis. Alle auffindbare Originalteile waren nun wieder beisammen, und so wurde der Tourer zwischen 2005 und 2007 auf einer von Vancouver Remonstrations in den Niederlanden neu gefertigten Karosserie wieder in seine Konfiguration von 1932 aufgebaut und restauriert.

Am 10. Mai 2008 wurde das Auto bei einer Bonhams-Auktion in Monaco mit einem geschätzten Wert von zwischen 1.000.000 und 1.400.000 Euro zum Verkauf angeboten, dann jedoch von der Auktion zurückgezogen.
Bei der Beschreibung des Wagens wurde darauf hingewiesen, dass „dieser 680S mit der Fahrgestellnummer 35255 ursprünglich mit dem Motor Nummer 60418 ausgestattet war, der irgendwann allerdings für ein amerikanisches SSK-Projekt verloren ging, bzw. verkauft wurde. Zum Glück wurde ein korrekter Motor mit der Nummer 60516 aus dem Jahr 1927 gefunden, und eingebaut.“

Der Wagen war jedenfalls gegen Ende 2010 noch im Besitz von Tony Paalmann, er beschreibt nämlich den 680S am 3 November 2010 im Internet auf einem Forum, und beendet seine Beschreibung mit „the car is priced to sell“, was soviel heißt wie „der Wagen ist für einen vernünftigen Preis zu haben“ bzw. „Rabatt ist eventuell möglich“.

Kurz darauf wurde der 680S an einen Sammler in Deutschland verkauft, der den Tourer bis heute im Jahr 2019 besitzt, und der sich meines Wissens hervorragend um den Wagen kümmert. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass er aus Datenschutzgründen nicht erwähnt wird.


Ein weiteres Modell, das Matrix in diesem Jahr zu gegebener Zeit herausbringen wird (das Erscheinungsdatum ist zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen nicht bekannt – hoffen wir mal für… „demnächst“), ist das Mercedes-Benz 630K Cabriolet von 1927 mit Aufbau von Hibbard & Darrin. Das 1:43 Modell wird mit offenem Dach hergestellt.

Einige Mercedes-Benz 630K-Fahrgestelle bekamen ihren Aufbau von Europas führenden Karosseriebauern, darunter auch von Hibbard & Darrin.

Tom Hibbard und Howard Darrin waren zwei in Paria ansässige Amerikaner, die in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Rue de Berri 12 in der Nähe der Champs-Élysées im 8. Arrondissement, eine eigene Karosseriebauwerkstatt gegründet hatten. In den 1920er Jahren, und bis 1931, wurden dort einige der in Paris am meist bewunderten Karosseriedesigns hergestellt. Zu den spezifischen Stilelementen von Hibbard & Darrin gehörte für das Mercedes-Benz 630K-Fahrgestell u.a. eine Windschutzscheibe in leichter V-Form. Hibbard & Darrin stellten zwei oder drei Sport Cabriolets auf der Basis des 630K-Fahrgestells her, die Windschutzscheibe in V-Form scheint allerdings nur auf einem einzigen dieser Wagen montiert worden zu sein, nämlich auf dem vorliegenden Fahrgestell Nr.38182.

Der Preis für das Cabriolet betrug 12.000 US-Dollar, und der Wagen wurde nach dem Kauf sofort von Paris nach New York verschifft. 1931 wurde er von einem Militäroffizier des New Yorker Veterans Hospital gekauft, in dessen Besitz es 21 Jahre lang blieb. In einem miserablen mechanischen Zustand wurde es anschließend über 20 lang Jahre abgestellt. Irgendwann in den 1970er Jahren gelangte es dann in den Besitz eines Bruce Miller aus Concord, in Kalifornien, der wiederum den 630K an einen Herrn Gary Gallup verkaufte, der ihn bei Robin Onsoien, dem Eigentümer der „Early Motors“-Garage in Nipomo, Kalifornien, lagerte.

Obwohl das 630 K Cabriolet völlig verfallen war, waren dennoch alle Teile vorhanden, und Mr. Gallup beauftragte Mr. Onsoien mit der im Endeffekt dreijährigen Restaurierung, die insgesamt 7.000 Arbeitsstunden in Anspruch nahm.

Nach Abschluss der Restaurierung war der 630K Teilnehmer vieler „Concours d’Ėlégance“-Veranstaltungen in Kalifornien und wurde mehrfach ausgezeichnet. Laut der letzten Auskünften wurde das 630K Sport Cabriolet, dessen Wert auf 250.000 USD bis 325.000 USD geschätzt worden war, bei Christies am 17. August 1997 für 266.500 USD versteigert, was im Jahr 2019, unter Berücksichtigung der Inflationsrate ungefähr 425.000 US-Dollar entspricht.

Angesichts des in den letzten zwanzig Jahren enorm gestiegenen Interesses an Klassikern und Oldtimern kann man mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass sich der Preis dieses Auto heutzutage um die 750.000 USD und mehr drehen dürfte.