Regionaltreff Erfurt

QUELLE: Beilagenredaktion der Zeitungsgruppe Thüringen AUTOR: Daniel Dreckmann

Noble Schmuckstücke für Liebhaber

Frank Göritz liebt Mercedes-Oldtimer − und sammelt sie. Wenn er über sein Hobby spricht, wirkt seine Begeisterung ansteckend. Das Fahren scheint nur ein netter Nebeneffekt zu sein, könnte man glauben, wenn Frank Göritz auf die Frage antwortet, was einen Mercedes-Oldtimer-Fan auszeichnet.

„Zu uns kann jeder kommen, der ein Herz für Nostalgie hat. Wir sind Freaks, die an ihren Autos noch selber arbeiten wollen“, sagt der Vorsitzende des Mercedes-Oldtimer-Regionaltreffs RT99 Erfurt und Umgebung [Kontakt über mercedes-stammtisch@t-online.de]. „Und vollständig selbst Motoren reparieren konnte man das letzte Mal bei Autos, die vor 30 Jahren gebaut wurden. Danach kamen Einspritzmotoren auf und die Technik wurde zu kompliziert.“

„Früher“ schwärmt er mit leuchtenden Augen „habe es noch richtige Fahrzeugschlosser gegeben − ein Beruf, in dem man mit seinen Händen arbeitete. Heute gebe es nur noch Mechatroniker, die mit einem Computer Fehler aus dem Motor auslesen. Ersatzteilauswechsler“, meint Frank Göritz spöttisch lächelnd.

Vorkriegsmodell hält auf Trapp – Natürlich ist er sich im klaren darüber, dass die meisten jungen Menschen die Schwärmerei der „doch eher reifen Gestalten“ eines Oldtimer-Clubs nicht unbedingt teilen und moderne Technik mehr schätzen − und er hat dafür Verständnis. „Wenn man jung ist, dann sind Familie, Freunde und Urlaub wichtiger als ein Oldtimer. Das ist doch verständlich“, sagt er, „zumal unser Hobby nicht ganz billig ist.“

Frank Göritz besitzt sieben Mercedes-Oldtimer (im Bild ein Mercedes von 1977). Sein ganzer Stolz ist aber ein fahruntauglicher Mercedes Typ 170 V, Baujahr 1937, den er in liebevoller Kleinarbeit restauriert. Wenn man dabei Wert darauf legt, so weit wie möglich Originalteile zu verwenden, dann ist das schnell aufwendig und kostspielig.

Motoren als Wissensquelle„Wenn man sich für Autos interessiert“, ist Frank Göritz überzeugt, „und wirklich wissen möchte, wie ein Motor funktioniert, dann lernt man das am besten an einem Oldtimer.“ Deshalb stellte er einen 20 Jahre alten BMW-12-Zylinder dem EBZ Bildungszentrum in Erfurt zu Ausbildungszwecken zur Verfügung. „Die fortschreitende Technik ist ein Grund dafür, warum Oldtimer-Clubs immer wichtiger werden.“ meint Frank Göritz: „Die meisten Motorschlosser sind bereits in Rente. Wenn wir unsere Oldtimer reparieren wollen, müssen wir uns selber helfen und das Wissen, das wir dabei gewinnen, an Gleichgesinnte und die nächste Generation weitergeben.“ Die „nächste Generation“ muss gar nicht unbedingt einen Oldtimer besitzen. 1991 gründete Frank Göritz einen Mercedes-Stammtisch, an dem sich regelmäßig Oldtimer-Freunde u.a. aus Erfurt, Sömmerda, Arnstadt, Saalfeld und Bad Salzungen treffen. (Näheres unter 0172 − 3 61 25 00.) Es kommen aber auch Interessierte, wie ein junger Arzt aus Erfurt, der bei seinem ersten Oldtimerkauf keinen Fehler machen will und sich erst einmal gründlich informiert und Tipps geben lässt.

Keine Langeweile mit Oldtimern – Während der Stammtisch völlig frei ist, zahlt man im Oldtimer-Club Mitgliedsgebühren. Dafür werden interessante Aktivitäten angeboten wie die Ausfahrt mit Oldtimer-Freunden des Regionaltreffs aus Stuttgart zum Motorenwerk MDC Power in Kölleda. Hier können die Oldtimer-Freunde die neuesten Mercedes-Motoren bewundern, während die Werksmitarbeiter die schönen alten Schmuckstücke bestaunen können. Die Stuttgarter sind aber eigentlich nur auf der Durchreise in Thüringen. Ihr Ziel ist ein großes Treffen auf dem ehemaligen Flugplatz in Berlin-Tempelhof, zu dem am 27. und 28. August 1 800 Mercedes-Oldtimer erwartet werden. Dafür hat Frank Göritz wiederum keine Zeit. Er plant schon die nächsten Clubaktivitäten.

Und dann steht da ja noch sein Typ 170 V an dem es immer etwas zu tun gibt − ganz ohne Computer. . .