Sonderausstellung STROMLINIENFORM

Die Faszination des geringen Widerstands

Aerodynamik steigert die Geschwindigkeit von Fahrzeugen aller Art. Die Anfänge gehen zurück auf den Luftschiff- und Flugzeugbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Stromlinie stand insbesondere in den 1930er Jahren als Symbol für Schnelligkeit und Modernität. Im Zeppelin Museum in Friedrichshafen am Bodensee ist vom 4. November 2016 bis zum 17. April 2017 eine Sonderausstellung genau zu diesem Thema zu sehen. Mehr als 100 Exponate aus zahlreichen Ländern Europas beleuchten eine spannende Zeit zwischen Himmel und Erde. Ein umfangreiches Begleitbuch ist dazu unter dem gleichnamigen Titel erschienen.
 
Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen ist seit 1996 in dem dazu umgebauten ehemaligen Hafenbahnhof untergebracht. Als besonderer Höhepunkt zu diesem 20jährigen Jubiläum wird seit 4. November 2016 eine große Sonderausstellung gezeigt. Dazu werden Exponate vom Rennwagen bis zum Toaster gezeigt.
 
In der großen Sonderausstellung ist bis 17. April 2017 erlebbar, wie ab den 1920er Jahren das Ideal der Stromlinienform nicht nur Autos, Motorräder, Lokomotiven und Alltagsgegenstände veränderte, sondern als Symbol für Schnelligkeit und Modernität Menschen und Machthaber elektrisierte.
 
Eine wesentliche Hürde auf dem Weg in die Welt der Hochgeschwindigkeits-Mobilität überwand der Mensch mit der steten Verkleinerung des Luftwiderstands durch Optimierung der Form. Möglich machte das die Erfindung des Windkanals Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Friedrichshafen durch die Luftschiffbau Zeppelin GmbH zu einem Zentrum der Windkanalforschung.
 
Die Zeitreise beginnt in den 1920er, den Schwerpunkt bilden die 1930er Jahren. Erstmals waren stromlinienförmige Flug- und Fahrzeuge in größerem Umfang zu sehen: Gigantische Zeppeline, windschnittig verkleidete Autos und Motorräder oder so genannte Schnelltriebwagen, die auf Schienen die damals sensationelle 200 Stundenkilometer-Marke rissen, begeisterten die Massen. Und das sowohl durch ihre Geschwindigkeit als auch durch ihr glattes und ästhetisch-kühles Äußeres.
 
Zahlreiche Exponate stehen für das Bemühen der Ingenieure, Formen und Karosserien zu entwickeln, die der umströmenden Luft möglichst wenig Widerstand bieten, um immer noch höhere Geschwindigkeiten zu erzielen. Gleiches gilt für die zahlreichen Lokomotiv- und Triebwagen-Modelle, etwa den „Fliegenden Hamburger“. Besonders auch zu erwähnen der 1929 von Kruckenberg in Hannover gebaute, spektakuläre Schienenzeppelin, von dem zwei Großmodelle und zahlreiche Bilder zu sehen sind. Auch in den USA begeisterte man sich vom Aschenbecher bis zum Wohnwagen rasch für alles, was „streamline“ war – vieles davon unvergessliche Entwürfe späterer Design-Ikonen.
 
Die Ausstellung verschweigt auch nicht die Instrumentalisierung von Stromlinienform und Schnelligkeit, wie sie etwa im Deutschland des Nationalsozialismus geschah. Hier wie anderswo wurde jede neue Geschwindigkeits-Bestmarke stets auch als Zeichen der eigenen nationalen Überlegenheit propagandistisch ausgeschlachtet.
 
Der Schwerpunkt der 23 Großexponate liegt bei Fahrzeugen für Rennen und Rekorde, repräsentiert aber auch den Einsatz der Aerodynamik in Serienfahrzeugen, Alltags- und Sportgeräten.
 
Zwei Exponate kommen aus Norddeutschland: Der im Aufbau befindliche HANOMAG Diesel-Rekordwagen aus Hildesheim, der sich inzwischen der Vollendung nähert, sowie ein P 312 Allgaier-Porsche-Traktor mit Vollverkleidung von einem Sammler aus Obershagen bei Hannover.
 
Das Begleitbuch zur Ausstellung STROM-LINIEN-FORM ist von Horst-Dieter Görg im Georg Olms Verlag Hildesheim herausgegeben worden. Es umfasst auf 228 Seiten die Geschichte der Aerodynamik über mehr als 100 Jahre bis in die Gegenwart. Beginnend mit dem Aerodynamiker Paul Jaray hat die Stromlinie zu Wasser, zu Lande und in der Luft Generationen fasziniert. 17 namhaften Autoren haben in 18 Beiträgen mit über 300 Abbildungen die vielfältigen Aspekte der Aerodynamik aufgearbeitet und durchleuchtet. Der deutsch-schwedische Künstler Rony Lutz hat zudem mit seinen Grafiken für eine reiche und ansprechende Illustrierung gesorgt. Dieses recht umfangreich Werk ist ab sofort für 24,95 € im Handel erhältlich, Lesestoff für Jung und Alt (ISBN: 978-3-487-08581-4).
 
Ab Dezember wird das Angebot des Zeppelin Museums noch durch eine Sonderausstellung zu Otto Dix erweitert, der viele Jahrzehnte am Bodensee lebte und aus dessen Nachlass zahlreiche Gemälde und Zeichnungen zu sehen sein werden. Ein weiterer Grund, die Wintermonate für einen Besuch am Bodensee zu nutzen!
 
Weitere Infos unter www.zeppelin-museum.de