Technikabend Motor/Karosserie beim MB SL Club Pagode RC Hannover

Nach einem gelungenen ersten Besuch beim Technikabend Innenausstattung/Verdeck des MB SL Club Pagode RC Hannover im März (wir berichteten) ging es nun am 21.05.2019 zur Firma Kermer-Klassik nach Hannover-Hemmigen OT Arnum.

Als Themen standen dieses mal Karosserie und Motor fest. Die Firma Kermer-Klassik ist dabei nicht auf einen Hersteller, Type oder Fahrzeuggattung festgelegt. Mit einem erfahrenen Team von insgesamt 8 Gesellen und Meistern sowie der Chefin im Büro bringt man aus den Bereichen: VW/Audi, Mercedes, BMW und Renault sowie diversen englischen Herstellern einen reichen Wissensschatz mit und kann von der kompletten Karosserie-Instandsetzung und -Restauration (mit der Anfertigung von Blechteilen durch einen Blechkünstler!) nahezu alle Wünsche der Kunden erfüllen.

Die Begrüßung und Vorstellung übernahm Michael Sternberg. Der Hausherr Uwe Kermer übernahm dann und erklärte den Werdegang bis zur heutigen Ausrichtung. Die leicht versteckte Lage des jetzigen, größeren Werkstattgebäudes erweist sich dabei als Vorteil für das Team und auch die Kunden, so wird man nicht ständig von Schaulustigen bei der Arbeit unterbrochen. In bereits bewährter Manie wurden die 24 interessierten SL-Club-Pagode-Mitglieder (und ein paar Gäste) in vier Gruppen geteilt und dann ging es an die verschiedenen Stellen:

Karosserie

Die Blechkünstler bei Kermer-Klassik sind aus großen Neuwagen-Firmen gewechselt, da sie dort heute kaum noch gefordert werden. Alles Handwerkliche ist dort quasi auf ein Auswechseln, Verschrauben oder Kleben von neuen Karosseriepartien verkümmert. Hier können sie ihr wahres Können noch zeigen. Sei es beim Anfertigen nicht mehr lieferbarer Karosserieteile oder auch beim Wiederherstellen defekter Bereiche.

Uns wurde am Beispiel eines Mercedes 190 SL mit Frontblessuren (verursacht durch einen leichten Auffahrunfall) das Ausbeulen von hinten gezeigt. Bei einem Beulendoktor hatte das der eine oder andere Teilnehmer des Technikabends das schon an einem Neuwagen gesehen. Die erheblich größeren Blechstärken bei einem W121 erfordern ein ganz anderes Zupacken. Auch musste hier durch Aufbördeln der „Nase“ überhaupt erst ein Zugang von unten geschaffen werden. Durch diese Arbeit konnte die originale Front jedoch erhalten und wiederhergestellt werden, so dass nur ein geringer Spachtelauftrag genügt um den Roadster in alter Pracht auferstehen zu lassen.

Das zweite Beispiel der Handwerkskunst wurde uns an einem Opel Rekord Coupé („rasender Kofferraum“) gezeigt. Für dieses Fahrzeug gibt es keine Reparaturbleche, Heckkotflügel oder spezielle Karosserieteile mehr. Das Heck des Wagen zeigte jedoch vor allem auf der rechten Seite einen starken Verfall. Nun werden nach dem Muster der linken Seite die fehlenden Karosserieteile angefertigt, angepasst und wieder aufgebaut. Man zeigt uns an einigen Kleinstellen das Verzinnen. Ein Vorgang, den die Meisten noch nicht live gesehen hatten.

Motor-Tester

Für die Instandsetzung eines alten Bosch-Motor-Testers hat die Firma Kermer Geld in die Hand genommen. Doch so ein alter Tester hilft bei den alten Fahrzeugen mehr, als die neuen für das Auslesen des Fehlerspeichers… denn den gibt es an den alten Fahrzeugen nicht 😉 . Ein Clubmitglied aus dem RT Hannover hatte kurzerhand seine im Alltag gefahrene Pagode (230SL mit 123 ignition Zündung) zur Verfügung gestellt. So konnte uns im Lauf anhand des Bildes der Zünspannung auf dem Oszillographen Einiges gezeigt und erklärt werden. Der Profi erkennt nicht nur Fehler oder Defekte in der Zündanlage, sondern sogar mangelnde Kompression!

Karosserie-Endoskopie

Besonders interessant und erschreckend sollte für die Teilnehmer der Blick mit dem Endoskop in den Schweller einer Kunden-Pagode werden. Der Wagen war zur groben Ermittlung des Restaurationsaufwandes abgegeben worden… am Nachmittag hatte man die (eigentlich) schwarze Schwellerverkleidung auf der rechten Seite abgenommen um dann einmal in den Schweller zu schauen… das Grauen -oder besser gesagt der Rost- war allerdings bereits von Außen zu erkennen. Als dann das Endoskop mit seiner Beleuchtung in den Schweller geführt wurde, konnte man sehen, wie wenig von den ursprünglichen 2mm Wandstärke der Schwellerbleche übrig geblieben ist, das Licht schien im Bereich der Wagenheberaufnahme durch!

Auf diesen Kunden wird eine größere Karosserierechnung zukommen…

Wie sowas im Hause Kermer-Klassik aussehen würde zeigte uns der Chef anhand einer Bilderdokumentation einer just am Vortag ausgeliefterten Pagode sehr eindrucksvoll. Der Wagen wurde bewusst als Restaurrationsbasis zusammen mit dem Kunden besichtigt, beschafft und dann nach Kundenwünschen in Farbe und Güte restauriert. Leider konnte der Wagen aus familiären Gründen nicht vor Ort sein.

Motorinstandsetzung

Zum Ende kamen wir zum Herzstück eines jeden Automobils, dem Antrieb. Vor uns stand ein 250SL Motor, der irgendwann vom Eigentümer angefangenen wurde wieder in Betrieb zu setzen, dabei wurden nicht nur grundsätzliche Fehler gemacht, sondern auch Material so beschädigt, dass nun eine Komplettinstandsetzung ansteht.

Der Motor konnte nur eine viertel Umdrehung gedreht werden, dabei bewegte sich die Nockenwelle allerdings gar nicht 😮 . Mit Spürsinn und Fachwissen ging es nun an die Eingrenzung des Schadens und anschließend dann an die Demontage.

Die Teilnehmer konnten zudem brennende Fragen zu Schmierstoffen, Kühlmittelzusätzen und der korrekten Lagerung stellen, die allesamt beantwortet wurden.


Den Abschluss bot dann noch die Verköstigung am Holzkohlegrill… die letzten Teilnehmer sollen erst weit nach zehn Uhr Abends das Gelände verlassen haben!

Wir danken der Firma www.kermer-klassik.de für den gelungenen und lehrreichen Abend!