Was war 1975?

Unser MVC war gerade vier Jahre alt und das Hauptfahrzeugpotential unserer Mitglieder war der gute alte Typ 170 S mit seinen Varianten, der damals ganze 25 Jahre alt war. In den Schaufenstern der Automobilhersteller funkelten Neuheiten, wie der legendäre Mercedes Benz 450 SEL mit 6.9 Liter Motor, der BMW 528, der Porsche Turbo oder der Ford Granada GL. In Berlin wird der CDU Spitzenkanditat Peter Lorenz entführt, in Stuttgart Stammheim beginnt der Bader – Meinhoff-Prozess, Borussia Mönchengladbach gewinnt als erste deutsche Mannschaft den UEFA-Pokal, Giacomo Agostini wird mit seiner MV Agusta zum 8. Mal Weltmeister in der 500 ccm Klasse. Und in Mannheim fand zum 1. Mal ein Veteranenmarkt statt, den man damals noch „Fugger“ nannte. Erst zwei Jahre später wurde aus Fugger aufgrund von Einsprüchen der gräflich Fuggerschen aus Augsburg die „VETERAMA“ und das bedeutet nichts anderes als Veteranen Markt Mannheim. Ein Kürzel also, daß inzwischen selbst schon Automobil und Motorradgeschichte macht. Es war eine illustre Gesellschaft, die sich damals in der kleinen „Kannenberg – Halle“ in Mannheim eingefunden hatte . . . Konrad Kujau beispielsweise verhökerte Lektüre – wer weiß, vielleicht waren damals schon erste Entwürfe der so berüchtigten Tagebücher in Arbeit. Ein gewisser Fritz Stengel aus Teningen, gerade mal volljährig, bot alte 170er Teile an, und irgendein fröhlicher Händler hatte eine ganze Kiste jener Verschlüsse dabei, die an den Kofferdeckeln der Mercedes-Benz Modelle, vom 230 bis zum noblen Kompressor für Diebstahlschutz sorgen sollten. Ganze 20,– DM – der Satz versteht sich – sollten sie kosten. Er nahm sie fast alle wieder mit nach Hause. Ja, so fing das damals an in Mannheim. Aber dieser erste Fugger hatte einen ungeheuren Multiplikator, denn überall, in den Garagen, den Hinterhofwerkstätten und den ersten Stammtischen für Oldtimer-enthusiasten wurde über den Fugger von Mannheim diskutiert. Im Jahr 1976 hatte sich die Ausstellerzahl mit über 100 mehr als verdoppelt und auch die Besucher strömten bereits im tausender Kontingent. Und Peter Steenbuck aus Hamburg hatte sogar ein richtiges Fugger-Plakat entworfen. Im Jahr 1977 war die Kannenberg-Halle bereits zu klein geworden und die Veranstaltung zog als „VETERAMA“ in Mannheims neue Rhein-Neckar-Halle ein. Die Oldtimerszene in Deutschland wurde langsam griffig und vermehrte sich fast im Kaninchenzyklus. Als VETERAMA bereits 5 Jahre alt war präsentierte Bernd Bonello 1980 seine neue Zeitschrift „Markt für klassische Automobile und Motorräder“. Reichlich hausgemacht, aber ganz offensichtlich mit dem richtigen Akzent für die Schrauberzunft. Damit war Europas größte Oldtimerzeitschrift geboren. Und die Zeitschrift „Markt“ hat seit dem ihren festen Standplatz bei VETERAMA. Längst ist der rote Markt-Doppeldeckerbus zum beliebten Verabredungstreffpunkt für Suchende und Gefundene geworden. Das Jahr 1984 brachte, mit dem Umzug auf das neue Maimarktgelände, eine weitere Zäsur in der VETERAMA-Geschichte. Und im gleichen Jahr gab es erstmals auch eine Frühjahrs-VETERAMA in Ludwigshafen. Nach 25 Jahren gehört der VETERAMA-Besuch längst zum festen Termin für Oldtimersammler aus ganz Europa. Rund 50.000 Menschen sind es inzwischen, die alljährlich das 25.000 qm große „Insider“ Maimarktgelände am 2. Wochenende im Oktober stürmen. Händler, Besucher, Presseleute und geladene Ehrengäste. Sie alle bieten, suchen und finden das rostige Blech der frühen Jahre und alles andere rund um das rostigste Hobby der Welt. Auf mehr als 9.000 eingezeichneten 2 mal 5 Meter Ständen tummeln sich fast 3000 Aussteller. Und fast schien es, als ob in diesem Jahr noch eine Steigerung möglich war. Ein paar Highlights sorgten dann auch für zusätzliche Stimmung. Schon bei der Einfahrt wurden die Händler mit einem 25 Jahre Jubiläums – Schraubenschlüssel beschenkt. Besucher konnten sich den weiten Rundgang durchs Gelände mit einer Fahrt im VETERAMA-Bähnchen erleichtern. Auf dem Marktplatz waren fast 500 Old- und Newtimer aller Marken und Epochen aufgefahren. Dazu gab es am Samstagabend mit der Liveband „No Trouble“ noch einen lautstarken Ausklang des ersten VETERAMA-Tages. Es waren zwar nicht allzuviele, die abends nach 20 Uhr noch mitfeiern wollten, aber für den harten Kern wurde es ein später Abend. Bliebe noch das Ergebnis der 1. VETERAMA-Auktion zu erwähnen – wenn es ein solches gegeben hätte. Aber bei 3 versteigerten Fahrzeugen von 45 gelisteten kann man eigentlich nur von einem weiteren mißglückten Versuch berichten, in Deutschland eine Fahrzeugauktion in Gang zu bringen. Nach 25 Jahren ist VETERAMA nach dem Reglement des DEUVET selbst zum Oldtimer geworden, aber eines ist sicher, die Zunft der Schrauber ist mit und durch VETERAMA erstaunlich jung geblieben. Mehr zu VETERAMA…