Winterreise mit dem W123

Auf den Bericht >Der Weg ist das Ziel – Mit dem W123 zum Nordkap< erhielten wir einen Reisebericht unseres Lesers Reno Arjes, den wir unserer Leserschaft natürlich nicht vorenthalten wollen:


Stefan Röhrig müßte man heißen, sich erst einen 123 für die Nordlandreise aufbauen und das sicher mit professioneller Hilfe.  Kein Neid – ohne den zumeist geistigen Beistand von Bernd, Werkstattleiter bei Mercedes, hätte ich einen 123 weder gekauft noch behalten.

Mein 300D Bj 81 ist  bis heute immer langstreckentauglich gehalten und hat da für meine Frau und mich mehrfach durch Europa von Gibraltar bis zum Nordkap  und vom Atlantik bis zur russischen Grenze ohne nennenswerten Ausfall gebracht. Das originale Auto ist als Rentner heute bei uns und bleibt unverkäuflich.

Im rüstigen Alter von fast 30 Jahren des 123 und nach erfolgter Revision von Motor und Schaltgetriebe sind wir 2009 auf die Idee gekommen das uns vertraute Skandinavien im Winter zu besuchen aber schon Anfang Februar um wie wir sagten wieder einmal einen Winter wie in unserer Jugend zu sehen.

Wir sind ebenfalls die Route von Röhrig gefahren Jönköping – Stockholm – Sundsvall – Lulea – Ivalo- Kirkenes um von dort mit Hurtig nach Bergen zu fahren, unser Reiseberater hieß Karin Johnsen vom Fremdenverkehrsbüro in Kirkenes. Den Winter haben wir wesentlich intensiver erlebt wie Röhrig das beschrieben hat und die langen Fahrten mit max 80 km/h auf festgefahrener Schneedecke in einer Bilderbuchlandschaft werden uns lebenslang in Erinnerung bleiben; es wollte mitunter mehr Traum als Wirklichkeit scheinen. Zu der Bilderbuchlandschaft gab es für uns ein Bilderbuchwetter mit absoluter Windstille und in den Pausen auf freier Strecke ist beim Aussteigen zunächst die Kälte nicht fühlbar gewesen – meine Frau hat in der Einsamkeit darauf bestanden daß der Motor nicht abgestellt wird, allerdings gab es so gut wie immer vollen Netzkontakt für das Handy und der 617 nicht den geringsten Anlaß zu irgendwelchen Befürchtungen.

Gewöhnungsbedürftig ist daß das Auto etwa ab minus 15 Grad wie alle anderen Fahrzeuge eine ordentliche Kondenswolke hinter sich her zieht, imponierend sieht das bei einem 40-Tonner aus der außerdem noch eine riesige Wolke aus stieben dem Schnee mitbringt, man geht gerne rechts ran und genießt die Show. Große SUVs mit Spikes überholten wiederum mit weit mehr als Tempo 80. 

In Lulea kamen wir abends gegen 19.00 an mit einer durchgebrannten Glühkerze und einer ausgebuchten Hotellandschaft aber bei Mercedes brannte in der Sales Abteilung noch Licht. Ich mußte dort erst meine ganze Story abladen bei den Verkäufern, aber alsbald gab es ein Hotel für uns mit der Zusicherung das Auto werde am nächsten morgen sofort in Angriff genommen – zuvor wurde es noch in die Halle gefahren und wir ins Hotel. Junge, junge das hätte auch anders kommen können, das war uns nachher eine Postkarte nach Lulea wert. Der nächste Morgen gehört zu den Highlights der Reise, unser Auto stand abholbereit und wir fuhren in einen Wintermorgen den wir so noch nie gesehen hatten.

Die blutrot aufgehende Sonne schien über ein Wintermärchen, die Kälte von minus 25 war zwar im warmen Auto nicht fühlbar  aber deutlich sichtbar – wir kuschelten in die geheizten Sitze. Die Außentemperatur steigerte sich dann bis Ivalo auf minus 35, Startschwierigkeiten hat es für den OM617 dank Motorvorwärmung nicht gegeben. Die Tankstellen weisen auf die winterfestigkeit des Diesels bis – 35 hin. In Kirkenes auf dem Hurtigschiff nach Bergen war das Auto aus Deutschland das durch den Winter gekommen war eine kleine Sensation und auf der Rückreise von Bergen Richtung Oslo sind wir dann noch auf der norwegischen Hardangervidda in einen veritablen Schneesturm mit Kolonnenfahrt bei Dunkelheit geraten.  Das hat zu den Highlights der anderen Art gehört zumal es  gänzlich unverhofft kam wie die anschließende Glatteisfahrt bis Geilo wo das Thon Hotel  wie ein Märchenschloß aus Kälte und Dunkelheit auftauchte.

Auf der ganzen Reise in Skandinavien wurde absolut kein Salz auf der Straße festgestellt, alle Straßenverhältnisse dieser Reise sind auf den Rat von Karin Johnsen mit normaler Winterbereifung gefahren.

Das Nordlicht war für uns nicht zu sehen.

Es war bei den vorigen Reisen schon aufgefallen : Die gute Verkehrsdisziplin in Norwegen und Schweden mitsamt den vorher ausgeschilderten Blitzanlagen.