60 Jahre 190 SL

Cornell Borchers im 190 SL

Cornell Borchers im 190 SL

Böse Stimmen bezeichnen ihn (wie auch den VW Karmann-Ghia) als „Biedermann im Rennanzug“. Der Vierzylinder 190 SL (Typ W 121) ging im Mai 1955 im Werk Sindelfingen in Serienproduktion. Der Mercedes 190 SL markierte vor 60 Jahren den Anfang der komfortbetonten SL-Reihe. Gelassenes Gleiten statt angespanntes Racen, dafür war der 77 kW/105 PS starke 190 SL mit Pendelachs-Fahrwerk und Trommelbremsen von vornherein ausgelegt. Damit einher ging das Gefühl burgähnlicher Stabilität, für das Mercedes damals allgemein gelobt wurde, die zeitgenössischen Motorjournalisten im 190 SL dennoch überraschte.

Gina Lollobrigida

Handelte es sich bei dem SL mit dem Werkscode W 121 B II doch zusammen mit dem Typ 220 a um das erste Stuttgarter Cabrio mit selbsttragender Karosserie. Fast 26.000 Einheiten wurden bis 1963 verkauft, beinahe die Hälfte in Nordamerika.  Damit ging die Rechnung des New Yorker Sportwagen-Importeurs Max Hoffman auf, der sich damals von Mercedes einen offenen Tourensportwagen gewünscht hatte – für alle Kunden, denen der 300 SL zu teuer war und ein Porsche zu maskulin.

1956 Grace Kelly Frank Sinatra bei Dreharbeiten im 190 SL

Grace Kelly Frank Sinatra bei Dreharbeiten im 190 SL

Tatsächlich fand der 190 SL unter Frauen eine große Fangemeinde. Davon künden Fotos mit den Leinwandstars der frühen Nachkriegsära wie Gina Lollobrigida und Grace Kelly – die spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco chauffierte sogar Frank Sinatra im 190 SL. Alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Eine Dame, deren Name fast untrennbar mit dem 190 SL verbunden ist, ist das Düsseldorfer „Manequin“ Rosemarie Nitribitt, die diesem Wagen bei einer ganzen Generation ihren Namen gab.  Wichtig war den 190-SL-Fahrern die bereits zur Bauzeit legendäre

Die Autorin  Francoise Sagan (Bonjour tristesse) liebte ihren Pudel und den 190 SL

Die Autorin Francoise Sagan (Bonjour tristesse) liebte ihren Pudel und den 190 SL

Zuverlässigkeit des geräumigen „Tourensportwagens“, wie ihn die Werbung nannte. Vor allem aber die zeitlose Eleganz der Linien, gezeichnet von den Mercedes-Designern Walter Häcker und Hermann Ahrens. Formen, die sogar in einer Dekade fast jährlich wechselnder automobiler Moden nicht alterten und bewirkten, dass die Baureihe W 121 noch über ihre Produktionszeit hinaus überaus beliebtes Requisit für Filmproduktionen und Modejournale blieb. Und beste Basis waren für eine anschließende Karriere als kultiger Klassiker mit dem Chrom-Charme der Golden Fifties.

Während der Maharadscha das 300 SL Coupé (im Hintergrund) fuhr, bevorzugte die Maharandi von Jaipur den offenen Flitzer 190 SL

Während der Maharadscha das 300 SL Coupé (im Hintergrund) fuhr, bevorzugte die Maharandi von Jaipur den offenen Flitzer 190 SL

 Anmerkung zur motorsportlichen Karriere des 190SL:

 Auch wenn der 190 SL nicht auf Rennsporttechnik basiert wie sein „großer Bruder“ 300 SL, so setzt auch er sportliche Akzente. Das gilt insbesondere für die kurzzeitig angebotene Rennversion mit scheibenlosen Aluminium-Türen, verkleinerter Windschutzscheibe und weiteren Modifikationen. Stoßstangen und Verdeck dieser Variante lassen sich für Rennen abnehmen. Zu den großen Erfolgen des Fahrzeugs gehört der Klassensieg von Douglas Steane beim Großen Preis von Macau 1956 und einige Rekorde ausgerüstet mit einem Diesel-Motor! (QUELLE: DaimlerAG)