Mercedes-Benz 500K offener Tourer (W29) (1935)
Vector Models (Ukraine) ist jetzt mit einem Mercedes-Benz 500K Sport Tourer-Modell in zwei Ausführungen herausgekommen: vor der Restaurierung, in schwarz mit rotem Interieur, und so wie er heute in 2021 restauriert
aussieht, dunkelgrün mit schwarzem Streifen, beigefarben Innenleben, und grünem Verdeck. Beide die unrestaurierte schwarze, wie auch die grüne restaurierte Modell-Version kommen sowohl als offene wie auch als geschlossene Wagen daher.
Beide Modelle sind von Petr Babayev (pb_scalemodels@hotmail.com) erhältlich: es wurden bzw. es werden von Vector auf Bestellung insgesamt nur 10 grüne und 10 schwarze offene, sowie 10 grüne und 10 schwarze geschlossene Wagen hergestellt. Je nach Auftragslage soll es zwischen 3 und 6 Wochen dauern, bis zum Versand des bestellten Modells an den Sammler.
Der 500K Sport Tourer von 1935 mit Fahrgestell und Motornummer 123724 ist m.E. insofern interessant, weil er mit einem fest angebrachten Autokoffer kommt, der von der Münchner Firma „hopako“ hergestellt wurde. Was auf dem ersten Blick wie eine sonderbare Ausbuchtung zwischen Heck und Koffer aussieht, wenn man den 500K mit geschlossenem Dach betrachtet, erweist sich bei offenem Dach als geniales Design. Der Übergang vom gefalteten Dach zum Koffer erweist sich sozusagen als „nahtlos“. Autokoffer-Dach und Wagenheck bilden ein glattes, harmonisches Ganzes, das dem Wagen eine zusätzliche gestreckte Eleganz verleiht. Hier gehört einfach alles zusammen! Aber wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung.
Etwas Geschichte: Die frühe Geschichte des Wagens ist eher unbekannt. Bekannt ist, dass der 500K seinem
ersten Eigentümer am 19. November 1935 von der Daimler-Benz Niederlassung in München ausgeliefert wurde. Wer das war, ist (zumindest mir) unbekannt. Und da die anfängliche Geschichte des Wagens nun mal unbekannt ist, mussten mal wieder die alten Kamellen, wie man so schön in Köln sagt, herhalten.
Gleich drei – alle nachlesbar
Der erste namentlich bekannte Eigentümer des Wagens soll ein gewisser Münchner Namens Unholzer, so zumindest laut Bonhams Auktionskatalog vom 16. Januar 2014 gewesen sein. Aber, wie bereits des Öfteren in der Vergangenheit festgestellt, bei den Beschreibungen und Aussagen nehmen die Auktionshäuser es nicht immer
genau mit der Wahrheit. Hier wird bekannterweise schon mal gemogelt, um den Preis hochzuschrauben. „Caveat Emptor“ hieß es bereits bei den alten Römern! Jedenfalls steht der Wagen 1951 in München zum Verkauf, und ein Amerikaner auf Hochzeitsreisen, Ralph W.E.Cox Jr., seines Zeichens Zahnchirurg, ex-Pilot der US-Navy, und seit 1949 Gründer und Betreiber einer kleinen Fluggesellschaft von 18 Flugzeugen (die „US Overseas Airlines“, 1964 in Konkurs gegangen) erwirbt den Wagen kurzerhand, und fährt ihn von München über Paris nach Le Havre, von wo aus der 500 K Sport Tourer nach New-York verschifft wird. Schließlich holt Dr. Cox Jr. den Wagen am Hafen von New-York ab, und fährt ihn zu sich nach Hause im New-Jersey. Der Wagen bleibt für die nächsten 60 Jahre im Familienbesitz.
Wenig gefahren, verbringt der Wagen viele Jahre als Ausstellungsstück im „Frontier-Village-Museum“ in der Nähe des an der südlichen Spitze New-Jerseys gelegenen Cape May County-Flughafen. In den neunziger Jahren wird
der Wagen, wie es heißt, vom Schwiegersohn „sympathisch restauriert“, was in etwa so viel bedeutet wie: Alles bleibt beim Alten, nichts wird geändert, verbessert, oder ausgebessert; es wird nur alles ein wenig aufpoliert. Fest
steht allemal, dass die Sitze und die Innenraumverkleidung nicht ausgewechselt wurden.
Anschließend ging der Wagen ins Automobilmuseum von Petit-Jean-Mountain, nahe Morrilton. einem Dorf von ca. 6600 Einwohnern in Arkansas, wo er bis zum Verkauf durch Bonhams ausgestellt blieb. Zwischenzeitlich verstarb Dr. Cox Jr. 2012 im Alter von 97 Jahren. Für USD 1.430.000 wurde der 500K im Urzustand bei der Auktion in Scottsdale dann am 16. Januar 2014 verkauft. Die neuen Besitzer Thomas und Rhonda Taffet ließen den Wagen von Grund auf restaurieren und stellten ihn nach der abgeschlossenen Restaurierung beim „Concours d‘ Élégance“ 2015 in Pebble Beach aus, wo der Wagen den zweiten Preis in der Klasse I gewann.
Danach wird der Sport-Tourer bei der Monterey Auktion 2017 von RM Sotheby‘s angeboten, und findet einen neuen Käufer für USD 1.540.000. Schließlich taucht der Wagen 2020 wieder zum Verkauf auf, diesmal im Katalog der am 14. August stattfindenden „Quail Motorcar Auction“ von Bonham‘s. Der 500K hat jetzt 37.019 Km (bzw. 23,003 US-Meilen) auf dem Zähler. Die Vorverkaufsschätzung des Wagens beträgt nun zwischen 2.000.000 und
2.500.000 USD. Der Wagen blieb unverkauft.
Der „Dieselstar“-Rekordwagen von Fritz B. Busch (1975)
Autocult überrascht uns wieder einmal mit einem außergewöhnlichen Modell: Diesmal ist es die Herausgabe des „Dieselstar“-Geschwindigkeitsrekordwagens des Schriftstellers und Autofans (dieses Wort wird ihm nicht einmal ansatzweise gerecht) Fritz B. Busch. Ich erinnere mich, vor vielen Jahren sein Buch „Einer hupt immer“ gelesen zu haben, und fand es leicht, entspannend, nachvollziehbar, lustig und immer auf den Punkt gebracht. Ich mochte seinen Sinn für Humor, ich wünschte, ich hätte den Mann getroffen…
Was das Modell von Autocult angeht, so gibt es nichts, was bei der Entwicklung und Herstellung des Modells hätte schief gehen können. Was kann schon schiefgehen, wenn man ein Modell aus einem „Ding“ baut, das wie ein Türkeil aussieht? Es genügt zu sagen, dass Farbe und Dekoration des Modells genauso perfekt sind, wie die 1:43 Reproduktion des tatsächlichen Geschwindigkeitsrekordwagens.
Fritz B. Busch (geboren am 2. Mai 1922 als Fritz Bob Busch; gestorben am 5. August 2010) war ein deutscher Autojournalist, der humorvolle und satirische Artikel sowie Sachbücher zum Thema Auto schrieb. Anfang der 1960er-Jahre wurde er durch seine Artikelserie „Für Männer, die Pfeife rauchen“ in der Automobilzeitschrift „Auto, Motor und Sport“ bekannt. Sein wohl bekanntester Beitrag aus dieser Reihe war eine 1961 unter dem Titel „Whisky pur oder: Die Flunder“ veröffentlichte Impression über den Jaguar E-Type.
Danach arbeitete er für den „Stern“, er wurde allerdings Mitte der 70er Jahre, während er sich auf einer Fahrt von Fairbanks in Alaska bis nach Feuerland befand, gekündigt; doch schon bei seiner Rückkehr nach Deutschland lag ein Angebot der Zeitschrift „Quick“ vor. Zuletzt schrieb er eine monatliche Kolumne für das Oldtimer-Magazin „Motor Klassik“.
1965 präsentierte Busch auf der IAA in Frankfurt am Main einen zusammen mit dem Deutschen Michael Conrad und dem Italiener Pio Manzù entwickelten Stadtwagen. Der „Autonova Fam“ war als Gegenentwurf zu den damaligen Personenwagen gedacht; die Modelle der Automobilindustrie bezeichnete Busch als „unzweckmäßig“ und „nicht verkehrsgerecht“. Ebenso hatte das „Team Autonova“ das zweisitzige Sport-Coupé „NSU Autonova GT“ entworfen. Beiden Autos gemeinsam war die „unverkennbare Konkret Linie“ der Autonova-Mannschaft: „Funktionell, sachlich, zweckmäßig, chromlos, konsequent“. Es fanden sich jedoch keine Geldgeber für die Serienfertigung weder des einen noch des anderen Modells.
Auf Basis eines Formel-2-Rennwagens baute Busch 1975 ein Rekordfahrzeug, den „Dieselstar“. Die Hülle aus 25 Quadratmetern Alu-Blech wurde mit 3.000 Nieten befestigt, Mercedes-Benz unterstützte das Vorhaben mit einem Fünfzylinder-Turbodiesel, der als Mittelmotor angeordnet war. Der Motor wurde für den Rekordversuch mit einem Turbolader von AiResearch und einer speziellen Einspritzpumpe von Bosch ausgestattet sowie geringfügig modifiziert: Kleinere Zylinderbohrungen reduzierten den Hubraum auf 2.999 cm3; der Motor erhielt eine nitrierte Kurbelwelle und eine verstärkte Ölpumpe sowie besondere Einspritzdüsen und leistete 138 kW (187 PS) bei 4500 U/min.
Am 16. November 1975 stellte Busch mit dem „Dieselstar“ auf der Volkswagen-Teststrecke in Ehra-Lessien den Weltrekord für Dieselfahrzeuge mit einer Spitzengeschwindigkeit von 253,7 km/h auf. Beachtlich ist dabei insbesondere, dass die bis dahin geltenden Diesel-Rekorde in reiner Geradeausfahrt auf der Rennstrecke der Bonneville Salt Flats in Utah (USA) aufgestellt wurden, wohingegen Busch auf der Versuchsstrecke auch Kurven fahren und bremsen musste.
Der Dieselstar steht heute noch in der Ausstellung im Automuseum Wolfegg und kann dort besichtigt werden.