Studie des ICCT Europe über verschiedene Maßnahmen zur CO2 Reduzierung

Der DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. bezieht Stellung zu einer Studie des ICCT Europe über verschiedene Maßnahmen zur CO2 Reduzierung

von Jan Hennen / DEUVET

Eine neue Studie des International Council on Clean Transportation ICCT hat nicht nur bei Presse und Automobilverbänden hohe Wellen geschlagen. Verschiedene Wege zur CO2 Reduzierung und zum Umstieg auf E-Mobilität zeigen eine sehr einseitige Betrachtung der Realität. Ein Vorschlag wäre die Verschrottung aller Diesel Fahrzeuge älter als 15 Jahre und aller Benziner älter als 25 Jahre in Verbindung mit einer Abwrackprämie in Höhe von 80 % des Restwerts.

Auch der DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. bewertet die Empfehlungen des ICCT kritisch und bezieht zu einzelnen Punkten wie folgt Stellung:

1) Abwrackprämie: Neben der schon vielfach kritisierten schlechten CO2-Bilanz bei der vorzeitigen Verschrottung funktionstüchtiger Fahrzeuge ist der Erfolg der Maßnahme zweifelhaft. Halter von Fahrzeugen dieses Alters sind vielfach auf eine preiswerte Mobilitätslösung angewiesen. Ob die geplante Prämie zur Verschrottung der Fahrzeuge und zum Wechsel auf E-Mobilität ausreicht, ist fragwürdig.

2) Energiebereitstellung: Für die Herstellung insbesondere ausländischer E-Fuels werden deutlich zu hohe Kosten angesetzt. Mit den in den sonnen- und windreichen MENA-Staaten (Nordafrika, Arabische Halbinsel) möglichen Grünstromkosten von unter 1 ct/kWh errechnen sich langfristig Herstellkosten von unter 1 €/Liter. Damit wird nicht nur die Verschrottung von Bestandsfahrzeugen unsinnig. Vielmehr ist zu bilanzieren, ob der Verbrennerantrieb wegen des deutlich geringeren Energieaufwands bei der Herstellung nicht auch über 2035 hinaus seine Existenzberechtigung hat.

3) Bezugsrahmen der Studie: Der Versuch, die Sinnhaftigkeit von Verbrennungsmotoren und E-Fuels alleine über wirtschaftliche Kennzahlen zu ermitteln, ignoriert wesentliche Rahmenbedingungen für den Erfolg des Traktionswandels: o Neben der Grünstromverfügbarkeit sind dies mindestens der Stromnetzausbau und die Verbesserung der Ladepunktdichte. o Überdies ist die Energie- bzw. CO2-Bilanzierung über Lebensdauer (Herstellung, Betrieb, Entsorgung) nicht ausreichend berücksichtigt. o Die Finanzierbarkeit sowohl durch öffentliche wie private Geldgeber ist ebenfalls ungeklärt. o Das vorgeschlagene Retrofitting (die Elektrifizierung von Bestandsfahrzeugen) ist hinsichtlich der technischen und finanziellen Annahmen vollkommen unrealistisch.

Der DEUVET wird daher unverändert seinen Standpunkt vertreten: Nachhaltige Mobilität bedeutet auch langfristig die Koexistenz von elektrischen Antrieben und Verbrennungsmotoren. Neben Grünstrom können auch international erzeugte E-Fuels die Klimaneutralität der Bestandsflotte (einschließlich der historischen Mobilität) und Neufahrzeugen ermöglichen.


Über den DEUVET: Gegründet als „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Veteranen- und Markenclubs e.V.“ im Jahre 1976 auf der VETERAMA in Mannheim. Für die Deutsche Veteranenfahrzeuggemeinschaft wurde das Kürzel DEUVET gewählt und als Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. beim Deutschen Bundestag in Berlin akkreditiert. Durch permanente Arbeit hat der DEUVET die gesetzlichen Regeln für Oldtimer-Fahrzeuge und 1997 auch das H-Kennzeichen mitbestimmt.

Nach Beginn der Arbeit des Parlamentskreis Automobiles Kulturgut in Berlin im Jahr 2009 ist der DEUVET regelmäßiger Teilnehmer und ein wesentlicher Partner für Projekte und Umsetzung der aktuellen Aufgaben. Mit Gründung der Historic Vehicle Group am EU Parlament in Brüssel ist der DEUVET dort ebenfalls für die Interessen der Oldtimerfahrer tätig.

Die Geschichte des DEUVET und der deutschen Oldtimer-Szene wurde 2017 in einem Buch veröffentlicht. Titel: „Jetzt fahr´ erst mal…“. Der DEUVET gilt als die einzige demokratisch gewählte Interessen-Vertretung in Bund, Ländern und der EU. Er ist kompetenter Gesprächspartner für Politik, Wirtschaft und vielen Fachkreisen u.a. für Versicherungen, Oldtimer-Veranstaltungen sowie juristischen Fragen zum historischen Fahrzeug.

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