Nach Tirol mit einem Mercedes-Benz 220 Cabriolet A Bj. 1952 (W187)
von Carlo Freischem und Gert Meyer-Jüres
Dem einen oder anderen Leser mögen die Berichte „13 Pannen in 14 Tagen“
- https://MVColdtimerticker.de/13-pannen-in-14-tagen-teil-1/
- https://MVColdtimerticker.de/13-pannen-in-14-tagen-teil-2/
noch in Erinnerung sein.
Im Anschluss an diese „erlebnisreiche“ Reise nach Süditalien in die Abruzzen hat unser 220er Cabriolet A (W187) leider fast mehr Zeit in Werkstätten als auf der Straße verbringen müssen. Ursache hierfür war, dass wir natürlich dem Grund für das ständige Liegenbleiben auf die Spur kommen wollten. So wurden u.a. eine elektrische Benzinpumpe sowie ein „Dampfblasen-Abscheider“ eingebaut. Wir hatten ja fälschlicherweise stets angenommen, dass der Sprit bei hohen Außentemperaturen und an Steigungen in über 2.000 Höhenmetern irgendwo vor dem Vergaser verdampfte und deshalb erst gar nicht im Motor ankam. Unser 220er war außerdem komplett, also inkl. Kabelbaum und aller angeschlossenen Aggregate auf 12 V umgerüstet worden. Doch – es nützte alles nichts: zum Schluss blieb der Benz sogar gelegentlich während Probefahrten bei völlig normalen Außentemperaturen und auf ebener Strecke liegen.
Bei mehreren Rallyes im In- und Ausland haben wir deshalb „sicherheitshalber“ unser für den US- und Japan-Export gebautes 320er Cabriolet (W 124) Bj. 1991 genommen. Wir mussten ja immer befürchten, das jeweilige Ziel mit dem 220er nicht oder nur deutlich verspätet zu erreichen. So nahmen wir dann den 320er z.B. auch im Juni 2023 für unsere Fahrt zur „Mille Miglia“ und zur anschließenden Teilnahme an der italienischen Rotary-Rallye „From Coast to Coast“. Letztere führte uns von Ascoli an der Adria quer über den Apennin und durch die südliche Toscana nach Orbetello am Mittelmeer. Tolle Landschaften und perfekte Organisation! Dabei war auffällig, dass ein Mercedes 220 Cabriolet A Bj. 1952 mitfuhr, an dem laut seinem Eigentümer zuvor noch nie etwas umgebaut worden war. Und dennoch meisterte dieses Auto bei Außentemperaturen von bis zu 39,5 °C alle Steigungen und Höhen, ohne auch nur einen einzigen Aussetzer zu zeigen. Wir verstanden die Welt nicht mehr!
Nach Teilnahme des W 187ers an der „Coppa d`Oro delle Dolomiti“ im Juli 2023, die leider, leider pannenbedingt abgebrochen werden musste, gab Carlo seinen W 187er auf Vermittlung des Mechanikers seines Vertrauens in die Werkstatt dessen Bruders. Peter Bruns und sein Sohn Tobias Bruns in Nottuln-Appelhülsen bei Münster sind eigentlich auf englische Oldtimer spezialisiert. Bei unserem Benz machten sie glücklicherweise eine Ausnahme. Als erstes wurde die Zündung optimiert. Der Wagen blieb aber erneut liegen! Also wurde danach alles in Frage gestellt und fast alles rückgebaut, was bislang am 220er gemacht worden war. Schließlich stieß man auf den Benzintank. Diesem war von der vorherigen Werkstatt „rostfrei“ bescheinigt worden. Jetzt fand man aber heraus, dass der Tank vom inzwischen verstorbenen Vorbesitzer von INNEN mit einer Rostschutzfolie ausgekleidet worden war. Diese „vertrug“ sich jedoch offensichtlich nicht mit den modernen Spritkomponenten und hatte sich langsam aufgelöst. Folge: Abgelöste kleinere Folienpartikel versperrten die Spritzufuhr, woran auch eine neu eingebaute elektrische Benzinpumpe nichts ändern konnte. DAS war es also! Da ein neuer Tank leider nicht rechtzeitig bis zum Start der nächsten Tour zu beschaffen war, wurde der Tank ausgebaut, gereinigt und neu lackiert. Gleichzeitig wurden alle überflüssigen Aggregate rückgebaut und die Benzinleitung vorsichtshalber erneuert, mit einem Hitzeschutz ummantelt und auch verlegt, damit sie nicht mehr so dicht am Auspuffkrümmer vorbeiläuft. Letzterer stahlt ja bekanntermaßen große Hitze auf die bisherige Lage der Benzinleitung ab.